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Presse - Das Theater der unerhörten Dinge von Roland Albrecht

Von der Rampensau bis zum Wunsch-Archiv – Ostsee-Zeitung

25. April 2017

Die Uraufführung von „Das Theater der unerhörten Dinge“ begeisterte das Publikum in Greifswald.

Annemarie Bierstedt

Greifswald. „Willkommen in der Welt des Spiels, der Täuschung, des Möglichen und des Unmöglichen“, begrüßte Lutz Jesse als Pförtner das Publikum. In schwarzem Frack, Lackschuhen und vornehmer Geste öffnete er die Türen zu den verborgenen Zimmern des Theaters Greifswald.

Die Uraufführung des Stücks „Das Theater der unerhörten Dinge“ erzählte am Wochenende von wunderbaren Begebenheiten, erstaunlichen Geschichten und rätselhaften Gegenständen im Theaterhaus, die dem Publikum bisher verborgen blieben. Arnim Beutel hat die geheimnisvolle Hausbegehung nach dem Autoren Roland Albrecht inszeniert, dem Gründer des „Museums der unerhörten Dinge“ in Berlin. Das Format des Museums wurde hierzum ersten Mal auf ein Theater zu übertragen.

Von 22 Uhr an wurden die 20 Zuschauer von den spontan agierenden Schauspielern Lutz Jesse und Jan Bernhardt gut eineinhalb Stunden in die Geheimnisse des Theaters entführt. Sie begegneten der Rampensau, saßen auf der Bühne, erhaschten einen Blick in den Requisiten- und lernten den Sehnsuchtsraum kennen. „Das Theater wird von Sehnsüchten gemacht. Wir sehnen uns nach einer neuen Welt, großen Gefühlen und Ruhm“, erzählte Jesse. Humorvoll und ironisch leiteten die beiden Schauspieler durchs nächtliche Haus und entlockten dem Publikum Lacher. Hinweise auf ständige Überwachung per Kamera und elektronische Datenspeicherung in allen Räumen verspotteten den Sicherheitsstaat als Absurdität. Der „ewige Autor“, der Gedanken von Menschen verschriftlichen kann, erstaunte die Anwesenden ebenso wie das Archiv der Wünsche, das ein Geheimnis des aus Greifswald stammenden berühmten Fußballers Toni Kroos hütet. Das schummrige rote Licht wies den Besuchern den Weg durchs dunkle Gemäuer des Kellers ins Unterbewusste des Theaters.

Schaurig, so kurz vor Mitternacht, erfuhr das Publikum sogar, was es mit den Hausknochen auf sich hat.

Als historischen Rückgriff darauf, dass Greifswald bis 1815 zu Schweden gehörte, warf Jesse bis zum Entnerven Begriffe wie das „schwedische Gen“ und das „Volksgen“ ein: „Ich habe ja nichts gegen die Schweden, aber ich muss was gegen sie sagen“, der Satz zeugte von beißendem Sarkasmus. Albrecht erklärte: „Diese völkische Ideologie-Kritik musste einfach in das Stück. Zu entsetzt war ich, als NPD und AFD bei den Landtagswahlen vergangenes Jahr so viele Stimmen erhielten.“ Ein sehr gelungenes Stück der anderen Art.

Nächtliche Theaterführung lüftet Geheimnisse – Ostsee-Zeitung

19. April 2017

Mit neuem Format öffnet sich das Bühnenunternhmen seinem Publikum.

von Annemarie Bierstedt

Greifswald. Was hat es mit dem Matrosenring und den Hausknochen auf sich? Warum entstand der Bühnenturm? Was ist eigentlich das Archiv der Wünsche? Mit wunderbaren Begegenheiten, erstaunlichen Geschichten und rätselhaftn Gegenständen will das Theater Vorpommern nunmehr zu später Stunde Besucher in seinen Bann ziehen. Die erfahren dann, was dem geneigten Publkuem mithin verborgen bleibt. "So ein Bühnenhaus hat hat seine Geheimnisse. Einem ausgewählten Kreis an Leuten zeigen wir Orte und Dinge., die vorher noch niemand gesehen hat.", erklärt Dramaturg Sasche Löschner.

Nach den Abendproben, 22 Uhr, sollen je 20 Interessierte in die Rätselhaftigkeit des Theaters eintauchen dürfen. Aufführungsort der knapp eineinhalbstündigen Begegnung ist das gesamte Gebäude. Schauspieler wie Jan Bernhardt und Lutz Jesse geleiten die Teilnehmer von der Pforte bis zur Oberbühne, vom Keller bis zum Dach.

Vorbild dieser exklusiven Aufführung ist das Berliner "Museum der Unerhörten Dinge". Dessen Gründungsvater Roland Albrecht sammelt Gegenstände, die ihre eigenen sonderbaren Geschichten erzählen und daher einen unerhörten Wert besitzen. "Sein Konzept, so an die Dinge und die Welt herangehen zu können, hat mich fasziniert", erzählt Armin Beutel, der die Theaterführung in Greifswald inszeniert hat. Poetisch und informativ erhalte der Besucher dei Möglichkeit, in die kulturgeschichtlichen, mystischen Tiefen des Theaters Vorpommern einzudringen. So erfahre er, was es mit dem Begriff "Schlitzohr" auf sich hat oder inwieweit sich das Schwedische Gen im Greifswalder Theater bemerkbar macht. Schließlich gehörte die Hansestadt noch bis 1815 zu Schweden.

Sogar einen geheimen Wunsch könnten Teilnehmer der nächtlichen Führung hinterlassen – im Archiv der Wünsche. In dem sollen Beutel zufolge noch Sehnsüchte aus dem Jahre 1762 existieren. Nicht zuletzt kann unerhörte Orte besichtigen, wer an der Führung teilnimmt. Orte, zu denen Nichttheaterleute ansonsten keinen Zutritt haben. Wie etwa die Hinterbühne oder der Maschinenraum des Theaters. „Bei einigen Räumen haben wir fast ein schlechtes Gewissen, sie zu zeigen“, verrät Arnim Beutel. „Sie verströmen eine ganzbesondere Energie der Schauspielkunst, sodass ein Sichtbarmachen sich fast wie eine Entweihung anfühlt.“

Vor zwei Jahren schon hatten die Planungen für die außergewöhnliche Darbietung begonnen. Was herausgekommen ist, sprenge alle Genregrenzen, sagt Sascha Löschner. „Es ist zugleich wissenschaftliche Veranstaltung, touristische Attraktion und Theaterabend. Das Publikum kann mehr partizipieren als sonst.“ Er verdeutlicht, dass es bei dieser Art künstlerischen Schaffens auch darum gehe, die gesellschaftliche Bedeutung von Theater neu zu verhandeln und seinen Wert transparenter zu machen. Dementsprechend sei auch die Rolle der Schauspieler eine andere: „Man erzählt, man berichtet, man moderiert, aber viel spontaner und lebendiger als sonst“, schildert Lutz Jesse. Und sein Kollege Jan Bernhardt ergänzt: „Das ist eine Herausforderung, die ich als sehr abwechslungsreich und angenehm empfunden habe. Die Nähe zu dem Publikum, die wir in den Führungen herstellen, die entblößt uns als Schauspieler und als Theater.“

Dramaturg, Regisseur und Schauspieler sind gespannt auf die Uraufführung, bei der auch Roland Albrecht, Vater des Berliner „Museums der unerhörten Dinge“ dabei sein wird. „Für uns ist es ein Genuss, dieses Wissen mitzuteilen und wir hoffen, auf Besucher zu stoßen, die verantwortungs- und respektvoll mit den Geheimnissenu mgehen“, bekennt Armin Beutel.

Premiere: 21. April 2017, 22 Uhr, Greifswald, Bühneneingang Anklamer Str. 106. Am 13. Mai, 22 Uhr, Stralsund.