Zärtlichkeit

Zärtlichkeit, von Jonas Gardell

Rasmus und Benjamin sind ein Paar, es ist die große Liebe. Nur die Eltern von Rasmus wollen es immer noch nicht akzeptieren. Endlich überwinden sie sich und besuchen das junge Paar in der Stadt. Der unangekündigte Besuch ist für alle eine Herausforderung, ist die Wohnung doch nicht aufgeräumt und außerdem hat Rasmus andere Sorgen. Er hat gerade eine Nachricht erhalten, die er auch Benjamin ungern mitteilt. Er ist HIV positiv.

Was nun auf alle wartet, überfordert sie derart, dass die alten Konflikte wieder hochkochen. Alle Voruteile der Eltern werden hervorgekramt und vor dem jungen Paar ausgebreitet. Doch auch für Benjamin und Rasmus wird die Beziehung neu definiert. Ein Leidensweg beginnt, der schonungslos ist und in der Auseinandersetzung mit den Eltern den innersten Kern der uralten Konflikte zu Tage bringt. Als Rasmus ins Krankenhaus kommt, scheint es für kurze Zeit so, als könnten sich die Eltern und Benjamin gegenseitig stützen und Trost spenden, aber die Angst vor gesellschaftlicher Stigmatisierung ist zu groß. Selbst am Sterbebett von Rasmus muss Benjamin noch um sein Recht auf Trauer und um den Platz an der Seite seines Geliebten kämpfen.

Gardell versteht es, auch den traurigsten Szenen noch Komik abzugewinnen. Das Stück folgt keiner Chronologie des Leidens, sondern wendet eine Schnitttechnik an, die das Zusammenleben des Paares zeigt, ihre Gemeinsamkeit, ihr Glück, ihren Sex, ihre Eifersucht und ihre Abstürze, ihr Leid und die Zeit im Krankenhaus.

Das Stück ist eine Bühnenfassung der erfolgreichen schwedischen TV-Serie "Wisch nie Tränen ohne Handschuhe", für die Gardell das Drehbuch schrieb und damit das Thema einem Millionenpublikum nahebrachte. In den späten 80er Jahren war das Thema AIDS so brisant wie nie, heute sind die Vorurteile noch nicht ausgeräumt. Gardell setzt mit seinem Stück der diffusen Angst der Homophobie eine große Liebesgeschichte entgegen.

Ein Stück über Zärtlichkeit und Verzweiflung, in dem Gardell seiner Generation und seinen Freunden ein Denkmal setzt. Ein Stück über Vorurteile, die auch mit gutem Willen nicht so schnell zu überwinden sind. Eine große Liebesgeschichte über eine Liebe bis in den Tod. Ein komisches Stück zum traurigen Lachen und fröhlichem Weinen.

  • 14. Dezember 2012
    Stockholmer Stadttheater, Schweden
    Regie: Jonna Nordenskiöld
    UA (Uraufführung)

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