Jeder für sich

Jeder für sich, von Peter Hugge

Rufus sitzt in seinem Büro, hat keine Lust zu arbeiten und widmet sich stattdessen lieber den Zerstreuungen am PC. Da taucht Abigail bei ihm auf und bewirbt sich um einen Job. Eigentlich ist sie Buchhalterin, doch die einzige Vakanz, die zu vergeben wäre, ist die eines Geldeintreibers. Abigail lässt sich nicht abwimmeln, sie will den Job. Rufus‘ Not und ihre Hartnäckigkeit bringen die beiden zusammen.

Abigails erster Einsatz beginnt sofort, unerschrocken macht sie sich auf den Weg zu Fall L-66, der seit Jahren der Firma mehr als eine Million schuldet. Ein Abenteuer beginnt, denn die Schuldnerin wohnt jenseits, ist nur mit dem Traktor oder dem Boot zu erreichen. Als Abigail siegesgewiss heimkehrt, traut Rufus seinen Ohren nicht: 8 Kronen pro Monat für 6000 Jahre hat sie als Kreditrückzahlung ausgehandelt. Rufus ist fassungslos, doch sie behält den Job.

Was nun folgt, ist ein absurder Ritt durch die Höhen und Tiefen des Kapitals. Immer neue Forderungen treffen auf immer neue Verweigerungen oder Ignoranz. Die Mittel des Kreditwesens sind anachronistisch. Mahnbriefe werden ungeöffnet in den Schrank gesperrt, die Gläubiger werden im Sturm mit Südwester und Watthose aufgesucht und lässt sich ein Problem nicht lösen, steigt der Verwaltungsangestellte schon mal an die Decke.

Ein Stück über die Potenz der Konzerne und die Unschuld der Zahlen, über eine aufgeblähte Verwaltung, die sich verselbständigt, und in ihrer absurden Abstraktheit eine größere Realität behauptet, als das wahre Leben. Kafka lässt grüßen. Mit großer Lust stellt „Jeder für sich“ die Bezugs- und Bodenlosigkeiten von Finanzgeschäften und Geldmachenschaften auf die Füße. Das Ergebnis: Eine herrlich überdrehte Komödie, die eigentlich nur konsequent zu Ende denkt, was unser aller Alltag ist.

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