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„Mutter Furie“ - Packende Psychostudie in der Studio-Bühne – Der Westen

Zum Stück: Mutter Furie
23. März 2012

DSE an der Studio-Bühne Essen

„Mutter Furie“ - Packende Psychostudie in der Studio-Bühne

Ein beklemmendes Antikriegsdrama und zugleich eine packende Psychostudie hat die Neuseeländerin Bronwyn Tweddle für die Studio-Bühne inszeniert. Während der deutschen Erstaufführung von „Mutter Furie“ der englischen Travelling Light Theatre Company war die atemraubende Spannung im Publikumssaal spürbar.

Tweedle entschied sich für ein karges wie neutrales Bühnenbild: Ein Tisch, zwei Stühle, eine Waschschüssel und ein paar abstrakte Kreidezeichnungen am Boden, nichts lässt sich konkret verorten. Wichtig ist nur: Es handelt sich um das Haus einer verwitweten Mutter, deren Sohn in den Krieg gezogen ist. Ein junger Soldat der namenslosen Feindesmacht entert das Domizil und überreicht ihr einen Brief: Ihr Land ist besetzt, bis zum Ende der Kampfhandlungen soll der Eindringling bei ihr wohnen. Angst und Misstrauen beherrschen das Szenario anfangs, unterstützt dadurch, dass die beiden die Sprache des anderen nicht verstehen.

Live-Musikbegleitung

Diesen Kniff verstärkt Tweddle dadurch, dass sie für die Passagen des Soldaten den englischen Originaltext verwendet, die Mutter aber in der deutschen Übersetzung reden lässt. Nur langsam arrangieren die Protagonisten sich, nähern sich an, schließlich scheint die Mutter den feindlichen Soldaten sogar als Ersatzsohn zu akzeptieren. Doch die Wirren des Krieges macht auch von ihnen nicht Halt.

Es ist schon faszinierend, mit welch einfachen Mitteln hier die bedrückende Atmosphäre erzeugt wird. Präzise lässt Tweedle ihre beiden Protagonisten agieren, Kerstin Plewa-Brodam als Mutter und Stephan Rumphorst als Soldat zeigen eine hervorragende darstellerische Leistung auf höchstem Niveau. Bei ihnen sitzt jede Geste, jeder Gesichtszug. Wenn die beiden etwa bei ihrer ersten Begegnung anfangen zu kämpfen, wirkt dies fast schon wie ein Tanz – auch durch die intelligent eingesetzte Live-Musikbegleitung von Heiko Salmon, der mit Gitarre und Akkordeon den Rhythmus des Stücks vorgibt. Ein toller Kontrapunkt zu dem tatsächlichen Tanz der beiden an späterer Stelle.

Ständig ertappt man sich dabei, die Protagonisten genau zu beobachten, ihr Handeln, ihr Schweigen, ihre Blicke zu deuten und zu interpretieren. Denn praktisch allein dadurch transportieren sie das Geschehen und ihr Verhältnis zueinander – das Textbuch des 90-minütigen Stück könnte man wohl ohne Regieanweisungen auf knapp drei Seiten zusammenfassen. Zusätzliche Spannung erhält das Drama durch den Kniff, dass das Ende durch ein surreales Intro vorweggenommen wurde – ständig fragt man sich, wie es wohl dazu kommen wird. So sieht intelligentes Theater aus!

Gordon K. Strahl

 

Neuseeländerin inszeniert deutsche Erstaufführung in der Studio-Bühne – Der Westen

Zum Stück: Mutter Furie
16. März 2012

Eine deutsche Erstaufführung mit internationalem Flair feiert am Mittwoch Premiere in der Studio-Bühne: Für die Inszenierung des englischen Kriegsdramas „Mutter Furie“ konnte das Krayer Amateurtheater die neuseeländische Regisseurin Bronwyn Tweddle gewinnen. Die Dozentin für angewandte Theaterwissenschaften in Wellington hat schon lange eine Vorliebe fürs deutsche Theater.

Neuseeland ist ein Land, das berühmt ist für seine Landschaften, für Rucksacktourismus und Kiwis. Mit Theater fiel das Land am anderen Ende der Welt allerdings bislang kaum auf, was sicherlich auch an der fehlenden Tradition liegt. „Das erste Profitheater in Neuseeland wurde erst 1964 gegründet“, betont Tweddle.

So erwachte ihre Leidenschaft für die Bretter, die die Welt bedeuten, während eines Studentenaustauschs, der sie mit 19 Jahren nach Hamburg brachte: „Ich war ganz begeistert von dem, was ich hier auf den Bühnen gesehen habe.“ So ging sie 1997 nicht nur für ein Auslandssemester nach Berlin, sie brachte später auch deutsches Theater in ihre Heimat: Tweddle gründete die freie Theatertruppe „Quartett“. Dass diese ebenso heißt wie ein berühmtes Stück des ostdeutschen Dramatikers Heiner Müller, ist kein Zufall. „Es war auch unsere erste Inszenierung“, so Tweddle. Weitere deutsche Stücke wie zum Beispiel „Lulu“ von Frank Wedekind folgten.

Im Falle des Stücks, das sie nun im Rahmen eines Forschungsjahrs in Deutschland für die Studio-Bühne in Essen inszeniert, hat sie mit „Mutter Furie“ allerdings ein Werk der englischen „Travelling Light Theatre Company“ gewählt. Der Grund: Die Geschichte eines jungen Soldaten, der in einem Kriegsgebiet das Haus einer Mutter besetzt, passe ideal zu ihrer Art, Regie zu führen. „Das Skript besteht zu zwei Dritteln aus Regieanweisungen“, erläutert Tweddle, die nicht, wie es hierzulande oftmals üblich ist, versucht, die Schauspieler über Emotionen ins Spiel zu bringen – ihr Weg führt über die Bewegungen.

„Es ist das komplette Gegenteil von dem, was ich gewohnt bin“, gibt Stephan Rumphorst zu. Der Berliner Schauspieler und Regisseur schlüpft in die Rolle des Soldaten. „Ich kenne den Weg, bei einer Rolle quasi das Innere, die Gefühlswelt, nach Außen zu kehren – das, was ich fühle, bestimmt auch meine Bewegungen.“ Bronwyn Tweddle gehe es genau umgekehrt an: „Sie arbeitet intensiv an den Choreographien, anhand derer wir die Emotionen der Figuren erörtern.“ Diese eher formalistische Herangehensweise, die von der Choreographin Mary Overlie unter dem Titel „Viewpoints“ ursprünglich für den Tanz entwickelt und von der amerikanischen Regisseurin Anne Bogart fürs Theater adaptiert wurde, habe einen entscheiden Vorteil, so Rumphorst: „Man macht sich viele unbewusste Bewegungsabläufe plötzlich bewusst.“

Gordon K. Strahl

 

 

Zwei Streithammel im Boxring – Freie Presse Chemnitz

Zum Stück: Drunter & Drüber
05. März 2011

Zur Aufführung am Figurentheater Chemnitz:

 „Das neue Stück „Drunter & Drüber“ im Chemnitzer Figurentheater zeigt dem jungen Publikum, wie man am besten mit gegensätzlichen Meinungen umgeht.

 

Chemnitz – Zoff im Figurentheater: Wenn es im Chemnitzer Luxor-Palast neuerdings „Drunter & Drüber“ zugeht, dann liegt das daran, dass sich zwei partout nicht einigen können. Die beiden Streithammel sind kurioserweise eine Sitzgelegenheiten, wie sie unterschiedlicher nicht sein können, nämlich ein bequemer Sessel und eine multifunktionale Fitnessbank.

 

Eigentlich ziemlich unwahrscheinlich, dass sich solche Exemplare im wirklichen Leben begegnen. Doch Michael Schmidt, der für das neue Stück, das am Donnerstag Premiere hatte, nicht nur das Spiel an sich, sondern auch die komplette Ausstattung verantwortet, präsentiert sie gemeinsam in einem Boxring. Zu Hause, so beteuert er dem jungen Publikum, wo er sich ursprünglich ein neues Stück fürs Theater ausdenken wollte, war es mit ihnen nicht mehr auszuhalten. Und schon geht der Streit wieder los.

Sind Gläser und Räume besser leer oder voll, geht man in eine Burg eher über eine Brücke oder durch einen Geheimgang, sollte der Käsebelag dick oder dünn sein, liebt man Dinge groß oder klein? Die Fetzen jedenfalls fliegen. Über fünf Runden lang. Und wenn Michael Schmidt als Ringrichter die Kontrahenten in die rote beziehungsweise blaue Ecke schickt, fragt er die Zuschauer, wie sie die Sache einschätzen. Und siehe da: Auch bei den Mädchen und Jungen gehen die Meinungen auseinander. Gar nicht so leicht, wenn man entscheiden muss, wer Recht hat. Schöne Bescherung.

Der Kölner Autor Jörg Wolfradt hat sich da ein kleines, sehr feines Stück ausgedacht als Lektion für den Umgang miteinander, der schließlich auch erst gelernt werden will. Dieses Spiel für Kinder ab vier Jahren balanciert in der Regie von Ulrike Kölgen sehr gut aus zwischen amüsanten Szenen und der Erkenntnis, dass es nicht nur "entweder oder" gibt, sondern auch Mittelwege. Man muss nur aufeinander zugehen. Michael Schmidt schmeißt den ganzen Laden mit Bravour. Er hat ein gutes Händchen für sein Publikum und so manchen Puppenspielertrick, um aus den originellen Sitzmonstern lebendige Figuren zu machen.“

 

Zur Uraufführung am 12.02.2010, Theater des Kindes, Linz:

 

 

OÖNachrichten, 13.02.2010

Gemeinsam die Mitte finden“ „Ich will es ordentlich wie immer!“, sagt der Dicke auf der Bühne zum Dünnen – und im Publikum folgt prompt lautes Gelächter. Demnach dürfte dies ein Satz sein, den die jungen Besucher am gestrigen Premierenvormittag im Theater des Kindes schon des Öfteren gehört haben...

Drunter & Drüber“ des in Köln lebenden Autors Jörg Wolfradt ist ein Stück über das Rechthaben-Wollen: Ist dick oder dünn besser? Oben oder unten? Drunter oder drüber? Groß oder klein? Conclusio: Am besten ist es doch, gemeinsam die Mitte zu finden.

Regisseur Zeno Stanek setzt in seiner ersten Inszenierung für Kinder auf Slapstick und Situationskomik. Und mit dem entzückend agierenden Damenduo Simone Neumayr und Karin Verdorfer gelingt das hervorragend.

Anfänglich präsentiert Neumayr ein köstliches, beinah nonverbales Theater mit pantomimischen Gustostückerln und vielsagender Mimik. Ein kurzes Innehalten zum Nachdenken, ein wichtigtuerisches Ausschreiten und patschertes Stolpern. Das macht den Zusehern Spaß – und erlaubt die Erkenntnis, dass Schadenfreude zu den schönsten Freuden gehört, auch im zarten Alter von 4 .... Anna Katharina Jaritz hat aus großen und kleinen Kisten einen flexibel gestaltbaren Lagerraum geschaffen, in dem die beiden Schauspielerinnen ihre Gspassetteln treiben.

Sie sind ein wirklich wunderbar komisches und spielfreudiges Duo – und dabei nehmen sie Anleihen bei zwei ganz Großen dieses Genres, nämlich Stan Laurel und Oliver Hardy. Vergnügliches für Groß und Klein.


 

Kronenzeitung 13.02.2010

Konzentration und Gelächter“ „Drunter & Drüber“ geht`s auch im (gleichnamigen) Stück von Jörg Wolfradt: eine Uraufführung im Theater des Kindes in Linz. Die Geschichte übers Rechthaben und Rechthaben-Wollen, bei der Zeno Stanek liebevoll Regie führte, wird von Karin Verdorfer und Simone Neumayr auf sehr humorvolle Art und Weise dargestellt.

 

Zwei Arbeiter in einem Kistenlager, die einzigen Personen in „Drunter & Drüber“, sind grundsätzlich unterschiedlicher Meinung. Sei es, wenn sie sich darüber streiten, ob eine Kistenburg groß oder klein sein soll, oder ob man besser dick oder dünn ist. Schlussendlich geht es um die Frage, ob es nicht doch einen Mittelweg gibt zwischen oben oder unten, dick oder dünn und voll oder leer, viel oder wenig.

 

Ein Kistenberg, ein ausgestopfter Dachs und ein altes Grammophon dienen als Sitzgelegenheit oder Tisch. Das junge Publikum folgte der Geschichte von Anfang an mit Spannung, Konzentration sowie viel Gelächter und belohnte das Ensemble mit reichlich Applaus.

 

Neues Volksblatt 13.02.2010

Im Theater des Kindes geht es „Drunter und Drüber!“ In dem Stück von Jörg Wolfradt – er lebt als freier Autor in Köln – geht es ums Rechthaben und Rechthaben wollen. Um einen Kampf also, den wir aus dem täglichen Leben hauptsächlich als Wortkampf kennen und in dem sich oft genug schon unsere Kleinen üben. Hört man ihnen zu, erfährt man, dass es für sie meist nur ein Entweder – Oder, eben nur ein „Drunter“ und ein „Drüber“ gibt. Um aufzuzeigen, dass es auch ein „Sowohl als auch“ geben kann, hat Wolfradt ein rasantes Sprachspiel für zwei „Antagonisten“ entwickelt, das von Simone Neumayr als „Der Dicke“ und Karin Verdorfer als „Der Dünne“ mit großer Zungenfertigkeit, Konditions- und Ausdrucksstärke ebenso rasant über die Bühne gewirbelt wird. Kostümiert (Ausstattung Katharina Jaritz) als Lagerarbeiter verschieben sie Kisten und Boxen in verschiedenen Größen, wobei der Dicke dem Ordnungsprinzip huldigt, während der Dünne seine individuelleren Vorstellungen von Ordnung realisiert. Und so streiten sie miteinander in der schwungvollen Regie des Wieners Zeno Stanek in clowneskem Eigensinn, setzen aus den Kisten und Schachteln immer neue „trotzige Burgen“ zusammen, bis ihnen zufällig eine Art Brücke dazwischen gelingt.

 

Und endlich fällt der Groschen! Sie kommen darauf, dass oben besser ist als unten, dünn besser als dick und groß vielleicht besser als klein, mitunter auch umgekehrt, aber dass die Dinge so sind, wie sie sind, schleudern einander lustvoll Gegansatzpaare um die Ohren und – das Wichtigste ist! - entdecken ein Miteinander!

 

Jetzt hatte auch das Kindergartenpublikum „die Botschaft“ verstanden und beteiligte sich an den Zurufen durch ihnen geläufige Gegensatzpaare! Eine insgesamt gescheite und witzige Geschichte, deren Beginn jedoch eine Straffung gut täte.