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Eine Liebesgeschichte im Zeichen des grössten Leids – DRS2 KULTUR“

Zum Stück: Die Akte Auguste D.
15. November 2001

Zur Uraufführung "Die Akte Auguste D." am Theater Neumarkt in Zürich:

 

DRS2 KULTUR“, 15.11.2001
„Sie lebten vor 100 Jahren in Deutschland. Sassen im gleichen Raum vornübergebeugt über ihre Mikroskope. Sie hiessen Hans-Gerhard Creutzfeld, Alfons Jakob, oder Alois Alzheimer. Heute noch – genauer: wieder- kennt jedes Kind ihre Namen. Sie stehen für Leiden, die bis heute dem Menschen das wegnehmen, was ihn zum Menschen macht: die körperliche und geistige Souveränität über sich selbst. Ihr Ehrgeiz und ihre Leidenschaft gehörten jenem wunderbar gefurchten und verschlungenen, symetrisch gewölbten Organ unter der Schädeldecke, das seine Geheimnisse noch längst nicht preisgegeben hat, auch die Geheimnisse seiner schrecklichsten Deformationen. So wickelten sie liebevoll Gehirn um Gehirn aus nassen Tüchern, sezierten, tranchierten, färbten die Präparate ein mit bunten Lösungen aus gläsernen Phiolen, um den klärenden Blick ins Inneren der stumpfen, schwabbeligen grauen Masse zu erhaschen. Denn sie waren überzeugt, dass physisch abzulesen sein würde, woran ihre Patienten seelisch und körperlich gelitten hatten. Dafür mussten sie kämpfen, gegen die Seelenforscher ihrer Zeit, auch mit klingenden Namen, Freud, Jung, Frank...
All das ist zu sehen und zu hören auf der von Alexander Lintl langgebauten, nüchternen Bühne des Neumarkttheaters. Die Saalfenster diskret vergittert. Weisse Schiebewände und Betten, rohgezimmerte Pulte und Tische, grüne Schirmlampen und Badewannen mit zierlich geschwungenen Füssen, in denen Badekuren praktiziert anstatt Zwangsjacken appliziert werden. Ein Stück Wissenschaftsgeschichte also. Dokumentarisch von Konrad und Ulrike Maurer gestaltet und von Ulrike Hofmann in eine Bühnenfassung gebracht.“

„Die Dialoge sind gespenstisch. Absurd. Fiktion eigentlich. Ursula Reiter zeigt ihre Facetten beklemmend, wund und weich: Folgsam wie ein Mädchen und mit liebem Blick neigt sie sich Alzheimer entgegen und schon versackt ihr Blick ins Leere. Dann begehrt sie auf. In der Würde verletzt. In panischer Angst. Auguste ist passiv. Sprunghaft. Unberechenbar. Unlesbar. Erschreckend. (...) Tobias Beyer (als Dr. Alzheimer) spielt das energisch durchgebogene Rückgrat des kleinen Gottes im weissen Kittel, Zigarre zwischen den Lippen. Aber sein Ehrgeiz ist fortschrittlich: Mittelalterliche Klinikmethoden lehnt er ab und stampft schon mal wütend auf die Fliesen. Christian Pade inszeniert diese Beziehung spröde und ohne Schnörkel, vor allem keine psychologisierenden. Aber er gibt den beiden fabelhaften Schauspielern viel menschlichen Zwischenraum. Und in den intensivsten Augenblicken sehen wir fast eine Liebesgeschichte. Eine Liebesgeschichte im Zeichen des grössten Leids. Langer, fester Applaus.“

Plausibles Bild einer Herrscherphysiognomie – taz bremen

Zum Stück: Der Weibling
05. Februar 2001

Zur Uraufführung im Schnürschuh Theater Bremen, 2.2.2001

„Es entsteht ein plausibles Bild einer Herrscherphysiognomie: Der sensible, doch zum Nachgeben zu selbstbewußte Jugendliche, der sich vom Vater verachtet sieht und als Erwachsener der Anerkennung auf dem Schlachtfeld hinterhergaloppiert, die er als Jugendlicher vermißte.“


„Nicht nur für Schüler ist das Stück eine unterhaltsame, fesselnde Aufforderung, sich mal genauer mit den Mechanismen der Herrschaft in der deutschen Vergangenheit auseinanderzusetzen“.

 

Soldatenkönig als verzweifelter Vater – Weser Report

Zum Stück: Der Weibling
05. Februar 2001

Zur Uraufführung von "Der Weibling" im Schnürschuh Theater Bremen am 2.2.2001

„In seinem Stück vereinigt Uwe Seidel eine Reihe von Szenen, die das unmenschliche Regiment des Soldatenkönigs in seiner Familie veranschaulichen. Wer das ärmliche Essen kritisiert, landet mit dem Kopf im Kartoffelbrei, mit Schlägen ahndet der Vater die freigeistigen Ideen des Thronfolgers. Dabei vermeidet Seidel eine zu einseitige Darstellung, das Stück zeigt den Soldatenkönig auch als verzweifelten Vater, der seinen Sohn einfach nicht versteht.“


„Ein Blick durchs Schlüsselloch in die Familienzelle der preußischen Monarchie.