Presse
Presse nach Stücken
Presse nach Autoren
Weitere Informationen
Autorin
Presseartikel nach Stücke
Presse - Ursula Kohlert
Der Entstörer am Rheinischen Landestheater Neuss – NGZ
06. März 2023
"Vorausahnen jedoch kann man diesen Moment der Bitterkeit schon von Minute eins an, als Löwe frech einfach so inmitten des Publikums sitzt und eine nichts-ahnende Zuschauerin mit auffällig ruhiger Stimme und den Worten „ich glaube, hier ist es sicher, oder?“ anspricht. Ein eiskalter Schauer überkommt einen,".....In den darauffolgenden 40 Minuten werden die Besucher Zeugen einer Art Verschwörungs-Theorien-Kabarett: Löwe schmeißt sich in seinem Alu-T-Shirt auf den Boden, spricht das eine Mal von Polymer-Wolken, in denen ein Nervengift enthalten sei, um die Menschen gefügig zu machen, das andere Mal von Bill Gates der als Chef der WHO (World Health Organization) die Menschen mittels Impfungen „computerisieren“ will. Und immer spricht Jonas von „denen da oben“. Tragisch ist Jonas Geschichte allemal, und es ist nicht immer einfach, sie in der knappen Stunde Aufführung an sich heranzulassen."
Wo ist die Grenze zwischen kritischem Bewusstsein und Querdenken? – Rheinische Post
03. März 2023
Jugendstück im RLT in Neuss: Wo ist die Grenze zwischen kritischem Bewusstsein und Querdenken?
Mit „der Entstörer“ zeigt das Rheinische Landestheater ein Jugendstück, das sich mit Verschwörungsmythen auseinandersetzt.
Von Jörg Klemenz
Zweifelsohne hat es Verschwörungstheorien und ihre Verfechter schon immer gegeben. Nur waren sie gesellschaftlich selten so präsent und spürbar, wie in den vergangenen drei Jahren seit Beginn der Corona-Krise. Nicht nur die Statements von Politikern, Journalisten oder Geistlichen haben sich in dieser Zeit zu diesem Thema massen-medial die „Klinke in die Hand gegeben“. Auch Wissenschaftler jedweder Couleur – Psychologen, Philosophen oder Soziologen – äußerten sich verstärkt zu diesem Phänomen.
Einer der letztgenannten Gruppe, der Soziologe Heiko Beyer von der Universität in Düsseldorf, unterstützte das Rheinische Landestheater in Neuss (RLT) nun mit seinem Fachwissen bei den Proben zu dem Klassenzimmer-Monolog „Der Entstörer“ von der Autorin Ursula Kohlert und betont, dass schon ein persönlicher Schicksalsschlag dazu führen könne, in die Welt der Verschwörungstheorien hineinzugeraten.
Die gebürtige Düsseldorferin und derzeitige Wahl-Berlinerin Kohlert schrieb das Stück zu Beginn der Krise. Nun feiert es am kommenden Samstag, 4. März, Premiere im RLT. Konzipiert, so Regisseurin Frances van Boeckel und Dramaturg Olivier Garofalo vom Neusser Landestheater, sei das Schauspiel speziell für junge Menschen ab 13 Jahren. Vor allem, weil die von Kohlert verwendete Alltagssprache die Jugendlichen auf leichte Art und Weise „mit ins Boot“ hole, ja, sie für die Kern-Problematik des Stückes sensibilisiere. Und die lautet: Wo ist die Grenze zwischen kritischem Bewusstsein und Querdenken? „Wir alle haben ein hohes Interesse an einer aufgeklärten und kritisch-reflektierten Jugend“, sagt Garofalo. Aber die Konturen zwischen gesunder und vernunft-geleiteter Kritik einerseits und verschwörungs-mythologischen Thesen andererseits werden in Zeiten globaler Vernetzung zusehends undeutlicher und deren Inhalte vermischen sich immer stärker miteinander. Das Ergebnis: grotesk. Jonas, der Protagonist der Inszenierung und in den kommenden Wochen gespielt von Anton Löwe, fühlt sich verfolgt, weil er die Wahrheit über 5G, Bill Gates, Impfungen und Aliens kenne und sie allen erzählen, die „Schlaf-Schafe“ alle aufwecken will.
Löwe jedenfalls, der sei hochmotiviert und: ein „hemmungsloser Draufgänger“ unter den Schauspielern, erzählt van Boeckel noch ein bisschen aus dem Probe-Nähkästchen. „Zweimal hat er sich bei den Proben schon verletzt“, verrät sie. Aber klar ist: Die Herausforderung für den in Finnland geborenen Löwe ist es, die persönliche Distanz zum Thema der Verschwörungstheorien aufzugeben. Nur so, davon ist van Boeckel überzeugt, könne er der Figur des Jonas gerecht werden. Niemand allerdings aus dem Team verlöre dabei die enorme Verantwortung, die nun mal mit diesem gesellschafts-relevanten Thema einherginge, aus den Augen, ergänzt Garofalo.
Premiere Samstag 04.03.2023
Geschichtsunterricht der etwas anderen Art – Badische Zeitung
26. November 2022
von Ruth Seitz
Theaterstück „Sophie & ich“ konfrontiert Schüler mit dem Krieg.
ENDINGEN. Theatersaal statt Klassenzimmer – für die oberen Klassen der Stefan- Zweig-Realschule stand am Freitagmorgen Geschichtsunterricht der etwas anderen Art auf dem Stundenplan. Sie sahen sich das Theaterstück „Sophie & ich“ im Bürgerhaus an. Annette Greve, die Leiterin der Deutschen Kammerschauspiele, hat das Stück von Ursula Kohlert inszeniert. Die beiden Schauspielerinnen GiuliaDoreen Arteman und Jeanne Zaugg besuchten mit Annette Greve und Musiker Thomas Parr nach der Aufführung die Klassen in der Schule und standen den Schülern Rede und Antwort. Die Geschichte um Sophie Scholl,während des Naziregimes Widerstandskämpferin der „Weißen Rose“, und das fiktive Treffen mit Traudl Junge, Hitlers Sekretärin, hat aufgrund der Inszenierung und dem eindrucksvollen Spiel der beiden Schauspielerinnen schon viel Lob erhalten. Viele Schüler staunten angesichts der Emotionen, die die beiden Schauspielerinnen zeigten. (...)
Die Schüler erfahren auch, wie brutal das Ensemble durch den Ukrainekrieg von der Wirklichkeit eingeholt wurde: „Es war dann nicht mehr Geschichte,was wir gespielt haben, das war tagesaktuell“, betont Annette Greve, die „Sophie & ich“ schon im vergangenen Sommer als Stück ausgesucht hatte, das sie unbedingt auf die Bühne bringen wollte. „Wir wollen mahnen mit dem Stück, dass wir nie wieder so etwas erleben müssen“ – die Schüler kennen die Bilder aus der Ukraine, die tagtäglich zu sehen sind und sie haben die Hintergrundbilder aus dem Dritten Reich bei der Aufführung gesehen. Viele Schüler interessieren sich sich auch für die Arbeit der Schauspielerinnen und der Theaterleiterin, auch die Musik von Thomas Parr, der das Stück auf derGitarre begleitet hat, hat ihnen gefallen.Was viele ganz besonders interessiert: Wie lange die Schauspielerinnen gebraucht haben, so große Texte auswendig zu lernen. Jeanne Zaugg hat gut zwei Monate gelernt, ihre Partnerin etwas kürzer – beeindrucktes Schweigen im Klassenzimmer.
In einer Klasse erinnert Giulia Doreen Arteman die Schülerinnen und Schüler (...) daran, dass sich hinter Sophie und Traudl (...) eine wahre Geschichte verbirgt, ein menschliches Schicksal. Und dass es darum geht, sich zu entscheiden – eine Uniform anzuziehen oder nicht oder sich, übertragen auf heute, als Jugendlicher Gruppenzwängen zu beugen, wie ein Lehrer den Bogen zu der Lebenswelt der Jugendlichen schlägt. „Es geht immer um den Menschen“, sagt Annette Greve, bevor sie gemeinsam mit dem Ensemble ins nächste Klassenzimmer eilt.