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Presse - Monica Isakstuen

Zittauer Theater wagt sich an heikles Thema – Sächsische.de/Zittau

03. April 2022

Die Lange Nacht der verbotenen Begierden“ bringt Bedrückendes zur Sprache: zwei Stücke um die Sexualität Minderjähriger die fesseln und bewegen.

Eine überforderte Mutter zwischen Hunderten Plüschtieren, überfordert vom "Mannwerden" ihres Sohnes; zwei Menschen in einem verlassenen Bürogebäude, die einmal fast ein Paar waren, sie mit zwölf, er mit 40. Zwei völlig unterschiedliche Kammerspiele hatten am Sonnabend in Zittau Premiere, vereint durch das gleiche Thema – den Umgang Erwachsener mit der Sexualität Heranwachsender und den damit verbundenen Grenzen, Tabus und leider auch: Begierden.

Das Gerhart-Hauptmann-Theater wagt sich damit an ein Thema heran, das auf der Bühne wohl bei jedem bedrückende Empfindungen auslöst, ob er sich nun an das Erwachen der eigenen Sexualität erinnert oder weil er selber Kinder hat.

Mißbrauch oder Liebe

Im ersten Stück „Blackbird“ geht es wie in Nabokows „Lolita“ um die Beziehung zwischen einer Minderjährigen und einem Mann im besten Alter. (...)

Wenn Verdacht vererbt wird

Im zweiten Stück „Sieh mich an, wenn ich mit dir rede“ von Monica Isakstuen, ist es der Glaube an die Harmonie zwischen Eltern und Kind, der bis aufs Tiefste erschüttert wird. Sabine Krug spielt hier eine Frau, die mit Entsetzen verfolgt, wie ihr Sohn heranreift, schon früh den Vergewaltiger in ihm verdächtigt und hin- und hergerissen ist zwischen Liebe und Wut. In der Rückblende spielt sie das Mädchen, dass diese Frau einst war: aufgewachsen mit der Sorge des Vaters, es könne einem Entführer zum Opfer fallen, aber dadurch erst animiert, Verbotenes auszutesten.

Als Erwachsene trägt sie diese Sorge in die nächste Generation, ohn zu bemerken, dass erst das Einmischen in die Privatsphäre des Kindes genau zu dem führt, was sie befürchtet. Den Vater und den Sohn der Frau süielt Paul-Antoine Nörpe: kindlich, anschmiegsam. Wütend, schreiend, fürsorglich, irritiert und in Rage über seine unkontrollierbaren Gefühle. Beide Darsteller sind enorm überzeugend, sodass auch ihr nicht ganz passendes Alter außer Acht gerät.

Fantasie und Komik erleichtern Tragik

Die fantasievolle Inszenierung von Lisa Pauline Wagner, unterstützt vom ebenso einfallsreichen Bühnenbild von Sven Hansens, basiert mehr auf Andeutungen als auf klarer Erzählungen. Sie traut dem Zuschauer zu, sich die Geschichte assoziativ zusammenzusetzen und eröffnet den Schauspielern Raum ihre Kunst – bei Paul Nörpel bis zur Akrobatik - auszuleben, auch weil sie das Thema auf teils groteske, komische Weise angeht.

Schon in der Pause der „Langen Nacht der verbotenen Begierden“, einer Idee von Dramaturg Martin Stefke, kann man bei Musik einer Band bedrückende Gefühle loswerden. Das zweite Stück schafft es durch seine spielerische Offenheit, dass die Last nicht zu groß wird, die man aus dem Abend mitnimmt.

Von Ines Eifler

6 von 6 Sternen – Frederikstad Blad, Norwegen

15. November 2021

[…] Ohne sich auch nur die Spur um eine Explorationslizenz zu kümmern, bohrt [Monica Isakstuen] sich bis dorthin vor, wo die Nerven liegen. In »Wir sind Krieger« fungiert Isakstuen als Guide für das Unangenehme, das Ungesagte, Aussichtslose und Unterdrückte, für Ablehnung, Verrat und das Bedürfnis nach Bestätigung in einem Text, der trotz des tiefen Schmerzes, der ihn durchzieht, auffallend warmherzig und humorvoll ist. »Wir sind Krieger« legt das Zerbrechliche in uns Menschen offen und trifft uns dort, wo die Unruhe sitzt. […] »Wir sind Krieger« stellt die wichtigen und schwierigen Fragen zu Trauer, Eifersucht, zu den Erwartungen an die Versorgerrolle und zeigt ganz wunderbar das Gebrechliche in der zwischenmenschlichen Kommunikation enger Beziehungen auf. […] Was Isakstuen zu einer so hervorragenden Dramatikerin macht, muss ihre Fähigkeit sein, die Sprache auf das Ungekünstelte, Rhythmische und Melodische, auf das Mündliche zu reduzieren. […] Monica Isakstuen hat als Autorin eine Sprache, und in »Wir sind Krieger« hält sich diese Sprache nicht mit bedächtigen Nuancen auf. Isakstuen zeigt eine Mischung aus Brutalität und Zärtlichkeit im literarischen Ausdruck, die mir sehr gut gefällt. […] Monica Isakstuen ist längst eine Dramatikerin von internationalem Format. […] Ich will nicht verhehlen, dass ich ein angespanntes Verhältnis zu Würfelaugen in Rezensionen habe, weil Leser dann womöglich mehr auf die Anzahl der Augen starren als auf die eigentliche Substanz des Textes. Aber während ich zu später nächtlicher Stunde hier sitze und versuche, meiner Begeisterung Ausdruck zu verleihen, würde ich mir fast wünschen, der Würfel hätte mehr als die sechs Augen im Angebot.

von Christen Hvam

 

Lass mich trauern – Norsk Shakespearetidsskrift (Norwegische Shakespeare-Zeitschrift)

15. November 2021

Monica Isakstuens komplexer Bühnentext „Wir sind Krieger“ […]. Das Stück ist intim und gnadenlos. […] Die Geschichten […] sind stark und einfühlsam erzählt. […] Die Thematik des Stücks ist geprägt von tiefem Ernst. Die Aufführung arbeitet das Schmerzhafte, das mit Verlusterfahrungen, Tod und Verwahrlosung einhergehen kann, sehr gut heraus. Das Theaterstück ist öffnend und konfrontierend. Vielleicht macht uns gerade dieses Öffnende und Schmerzliche, all das, was wir als ehrlich erleben, für den Humor im Stück empfänglich. Bei allem Schmerz und allem Ernst müssen wir mehrmals laut lachen. Das wirkt befreiend. Gerade das gemeinschaftliche Lachen hat einen heilenden Effekt. Das Ganzheitserlebnis rund um »Wir sind Krieger« bildet den Rahmen und bietet zugleich einen Zugang zu dem Fantastischen und Riskanten unserer Existenz. Es bietet Raum zum Heilen und Raum zum Trauern.

von Elin Lindberg