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Presse - Johan Bargum

Seine ewige Prinzessin – HNA online

23. Januar 2009

Zur Deutschsprachigen Erstaufführung am Aktionstheater Kassel
DSE: 22.01.2009. R: Helga Zülch; D: Tanja Niemieczek, Werner Zülch

"Nenn mich nicht Sissi!"
von Johan Bargum

HNA online, 23.01.2009
Cecilia, seine ewige Prinzessin. ′Nenn" mich nicht Sissi!′ ist ein starkes Zwei-Personen-Stück des Aktionstheaters Kassel im Dock 4.
„Kassel. Weiße Wände, weißer Boden, weiße Stühle. Auf einem sitzt Cecilia: ein bisschen zu viel Wimperntusche, die Lippen zu rot, die Haut fleckig. Schwarzes Spitze-Tüllkleid, grün-schwarze Leggings, die braunen langen Haare als Dutt wie ein Vogelnest auf dem Kopf. Schnute. Ohrstöpsel. Sie steht auf, läuft zum nächsten Stuhl. Setzt sich. Steht wieder auf. Tanja Niemieczek ist Cecilia, 18 Jahre, Kind geschiedener Eltern, vom Vater vernachlässigt. "Nenn′ mich nicht Sissi!" des Finnen Johan Bargum heißt das neue Zwei-Personen-Stück des Aktionstheaters Kassel. Bei der Premiere am Donnerstag im Dock 4 begeisterte vor allem Darstellerin Tanja Niemieczek.
Cecilia fühlt sich nach der Scheidung ihrer Eltern von ihrem Vater Per Lindblad vernachlässigt, einem erfolgreichen Theaterregisseur. Sie setzt sich in die Notaufnahme eines Krankenhauses und lässt ihn anrufen. Lindblad (Werner Zülch) kommt in großer Sorge, doch Cecilia ist unverletzt. Die beiden versuchen zu reden.
"Ich bin sofort gekommen", sagt er. "Du hast 55 Minuten gebraucht", motzt sie. "Ich war mitten in den Proben", entschuldigt er sich wenig überzeugend. Er will wieder gehen. Sie taucht ab, steckt sich die Ohrstöpsel rein, dreht sich hin und her, singt: "Someone belongs to every-one ...". Aus dem Hintergrund ertönt eine Posaune (Andreas Schütz), spielt freie Melodien. Die Zeit steht still. Per Lindblad zögert, denkt nach, bleibt. Cecilia bietet ihm einen Ohrstöpsel an. Vater und Tochter singen gemeinsam und wiegen sich hin und her, gelöst und zufrieden. Doch der Vater sucht ein körperliches Problem, einen Grund für die Notaufnahme: "Hast du einen Test machen lassen?", fragt er. Aids, Schwangerschaft, Abtreibung, alles ist für ihn denkbar - und vor allem ist es für ihn leichter damit umzugehen, als seine Tochter zu verstehen. Ihr wirklich zuzuhören. Sie ernst zu nehmen. "Sissi" nennt er sie, im Original von Johan Bargum "Prinzessin". Das ewig kleine Mädchen. "Nenn mich nicht Sissi", faucht sie fast wie im Reflex zurück, immer und immer wieder.
Mit "Nenn' mich nicht Sissi!" ist Regisseurin Helga Zülch die beklemmende deutsche Erstaufführung gelungen. Durch das schlichte Bühnenbild kommt das intensive Spiel der beiden Darsteller noch stärker zur Geltung. Lautstarker Applaus nach einer starken Stunde.


HNA online 20.01.2009
Drei Fragen an Helga Zülch
Nenn mich nicht Sissi" heißt das neue Stück des Aktionstheaters Kassel. Tochter Cecilia (Tanja Niemieczek, 22) fühlt sich nach der Trennung der Eltern vernachlässigt und inszeniert einen Notfall. Der Vater (Werner Zülch, 60) eilt besorgt ins Krankenhaus. Das Zwei-Personen-Stück feiert am 22. Januar seine deutsche Erstaufführung. Wir sprachen mit Regisseurin Helga Zülch.
Was ist das Wichtige an "Nenn mich nicht Sissi"?
Helga Zülch: Das Entscheidende ist, dass es in der heutigen Zeit ganz viele Familien gibt, die nicht zusammenbleiben. Paare trennen sich, und neue Familien entstehen. Diese Patchworkfamilien sind auch in unserem Bekanntenkreis stark vertreten.
Wie sind Sie auf das Drama des Finnen Johan Bargum gekommen?
Zülch: Die Verlage bieten uns immer Stücke an, und uns hat das Thema interessiert. Werner Zülch hat als Lehrer bereits viele Erfahrungen mit dieser Thematik gemacht.
An wen richtet sich das Stück?
Zülch: Wir wenden uns damit speziell an Schüler und wollen auch in Schulen spielen. Wir hatten schon zwei Aufführungen im November. Anschließend haben wir mit den Schülern diskutiert. Viele kennen diese Situation, fühlen sich von einem Elternteil verlassen. Da gibt es dann auch so Hilfeschreie, wie es in dem Stück der Fall ist.

HNA online, 21.01.2009
Voranküdigung: "Nenn mich nicht Sissi!". Aktionstheater bringt Vater-Tochter-Dialog nach Johan Bargum auf die Bühne des Dock .
Das Aktionstheater Kassel feiert heute mit einem neuen Stück Premiere. "Nenn mich nicht Sissi" wurde von dem Finnen Johan Bargum geschrieben und lieferte 1999 erstmals die Vorlage für einen 41-minütigen Film.
Zum Inhalt: Das spannend wie ein Krimi aufgebaute Stück beginnt für Per Lindblad (Werner Zülch), einen vielbeschäftigten Regisseur, dramatisch. Er erfährt, dass seine Tochter Cecilia (Tanja Niemieczek) in der Notfall-Aufnahme ist und er so schnell wie möglich kommen soll. Auf das Schlimmste gefasst, findet er die Tochter unverletzt.
Dies ist der Auftakt zu einer Auseinandersetzung zwischen Tochter und Vater mit vielen dramatischen Wendepunkten. Cecilia, die sich nach der Scheidung von ihren Eltern und der Heirat Pers mit einer anderen Frau von ihrem Vater im Stich gelassen fühlt, gewinnt mit ihrer frechen und schonungslosen Art immer wieder die Oberhand in diesem Dialog. Gleichzeitig bricht aber auch ihre Bitterkeit und Unbeholfenheit durch.
Die Institution Familie steht auf dem Prüfstand. Fragen nach den Forderungen von Kindern und der Verantwortung der Eltern werden auf realistische und spannende Weise verhandelt.
Das Aktionstheater Kassel widmet sich mit diesem Vater-Tochter-Dialog einem brisanten und aktuellen Thema. In Zeiten von Stieffamilien, Ein-Eltern-Familien und sonstigen Lebensgemeinschaftskonstellationen ist es keine Selbstverständlichkeit mehr, dass ein Kind mit den Elternteilen aufwächst, von denen es gezeugt und geboren wurde. Jedes Individuum steht so vor der Aufgabe, seine Existenz neu zu kreieren.
Regie führt Helga Zülch. Andreas Schütz begleitet die Schauspieler mit der Posaune.

(k) KulturMagazin. Nr. 148, März 2009
Eingeklagte Vaterpflichten
Cecilia sitzt auf einem Stuhl, die Ohren fest mit Ohrstöpseln verschlossen. Die Außenwelt scheint sie wenig zu interessieren. Ihr Outfit zeigt Protest: schwarzes Spitzenkleid über schwarz-grün gestreifter Hose. Ihre Haltung erinnert an ein kleines trotziges Mädchen, doch Cecilia ist 18. Dennoch hat sie nach dem Papa gerufen. Ein Mann fällt in dieses Stilleben ein, durchbricht die Schweigemauer. Im Gegensatz zu dem wortkargen Mädchen ist er hektisch, besorgt. Was ist passiert? Warum redet sie nicht? Der Ort ist die Notaufnahme eines Krankenhauses. Tatsächlich ist ein Notfall eingetreten. Doch nicht etwa ein Notfall der Art, wie ihn der herbei eilende Vater vermutet. Der tippt zunächst auf einen Unfall, auf Aids, eine Schwangerschaft. Doch die Not der Cecilia ist eine andere. Was folgt, ist ein Kugelhagel an Vorwürfen, eine akribisch geführte Datensammlung sämtlicher Termine seiner Abwesenheit: wann er nicht da war, wann er nicht angerufen hat, wann, wann, wann. Die Summe spricht eine deutliche Sprache: In Cecilias Augen hat Per Lindblad als Vater versagt. Die deutsche Erstaufführung von „Nenn mich nicht Sissi" in der Inszenierung von Helga Zülch zeigt den Kampf zweier sich sehr. nahestehender Menschen. Die Arena in sterilem Weiß gehalten, hält Cecilia dem Vater die Rechnung vors Gesicht. Ja, es ist richtig. Per hat nicht angerufen, Per hat seine Tochter bei schlechtem Wetter mit dem neuen halben Bruder im Kinderwagen um die Häuserblöcke geschickt. Doch Per ist es auch, der bei dem Notruf in die Klinik eilt. Per ist es auch, der bei seiner Tochter bleibt, auch wenn diese ihm ziemlich ablehnend gegenüber steht.
Das Aktionstheater bringt mit dem Stück des Finnen Johan Bargum ein gesellschaftlich hoch aktuelles Thema auf die Bühne. In Zeiten einer schier unendlichen Bandbreite an Familienkonstellationsmöglichkeiten ist es oft nicht einfach für Kinder, ihren Platz in der Welt zu finden und Cecilia ist ein solches Kind geschiedener Eltern.
Die Stärke der Inszenierung liegt dabei vor allen Dingen in der Hervorhebung der brisanten Thematik. Sehr eindrucksvoll zeigt Tanja Niemieczek die Not und die Verzweiflung der verlassenen Tochter, während Werner Zülch treffsicher das Dilemma des modernen Vaters verkörpert, hin- und hergerissen zwischen Beruf, neuer und alter Familie.
Zugleich ist diese Thematik die Eltern entbehrender Kinder auch eine sehr alte. Wer könnte nicht davon berichten, daß er sich mehr Zuwendung und Aufmerksamkeit von den Menschen gewünscht hätte, die ihm das Leben geschenkt haben? Eine intakte Familie, eine heile Welt? Familie ist doch immer auch Illusion.



Zur Uraufführung im Unga Teatern, Helsinki am 6.2.1996

"Hufvudstadsbladet", 8.2.1996
„ In Johan Bargums neuem Stück "Nenn mich nicht Sissi!" werden schwierige und wichtige Fragen behandelt: die Forderungen von Kindern und die Verantwortung der Eltern, und was daraus folgen kann – Liebe, Enttäuschungen, Eifersucht, Abhängigkeit – ein breites Spektrum an Gefühlen wird in einem mitreißenden Dialog zwischen Tochter und Vater, Sissi und Per, durchlebt.
Die Aufführung, die nun auf Tournee geht, ist ein Stück für Jugendliche ab sechzehn. Mit viel Humor, Schärfe und Engagement packt Bargum sein Thema an. Er kennt die Sprache der Jugendlichen und trifft ihre Probleme, wie die direkten Reaktionen des jugendlichen Publikums bewiesen.
Es ist eine dichte und mitreißende Vorstellung, Anna-Louise Gammelgard spielt das junge Mädchen Sissi ausgezeichnet. Sie ist mürrisch, herausfordernd, in ihrem Verhalten unmöglich, aber mit einer spürbaren, schmerzlichen Sehnsucht und Angst unter der Haut.“

"Västra Nyland", 8.2.1996
„Das Thema des Stückes berührt sowohl die Jugendlichen, für die es gedacht ist, als auch deren Eltern.
Die Schüler der Premiere haben das Stück begeistert aufgenommen. NENN MICH NICHT SISSI! kann sehr gut als Diskussionsgrundlage dienen – ist jedoch wegen seiner genauen und stimmigen Dialogführung ein Genuß an sich.“

Kinderstück in der Sprache des Herzens – Ostsee-Zeitung

28. November 2003

"Der erste Schnee" von Johan Bargum

Ostsee Zeitung, 28.11.03
Kinderstück in der Sprache des Herzens
Das Stück des finnischen Erfolgsautors Johan Bargum, das hier seine deutschsprachige Erstaufführung erlebte, behandelt ganz grundlegende Lebenserfahrungen und die Gefühle, die damit einhergehen. Das Gewohnte wird hingenommen oder hinterfragt, das Fremde neugierig betrachtet oder abgewiesen, Liebe freudig oder schmerzvoll empfunden, je nachdem, wie eine Seele zurecht kommt. Bargum hat Situationen ersonnen, die ganz einfach und begreiflich sind. Und am Ende, wo der bislang unglücklich Verliebte sich ein Herz fasst und ein neues Leben beginnt, zeigt sich eine bemerkenswert unaufdringliche und zeigefingerlose Auffassung von Moral: Leben kann, aber muss nicht Veränderung bedeuten. Entwicklung ist ein uraltes Thema für Theater und insbesondere Kinderstücke, und die besondere Leistung der Macher besteht darin, die Inszenierung nicht aufzumotzen, sondern es bei dieser einfachen Botschaft zu belassen und auf größtmögliche Verständlichkeit zu setzen.(...) Die Einheit von Textvorlage, Intention und Umsetzung ist hier in vorbildlichem Maße erreicht.(...) „Der erste Schnee“ könnte durchaus abends für Erwachsene gezeigt werden, denn es spricht in der Sprache des Herzens, ein zuweilen ganz wohltuender Dialekt.


Zur Uraufführung im Lilla Teater, Helsinki am 5.3.1996

"Hufvudstadsbladet",7.3.1996
„Familien und Schulen haben ein neues Wallfahrtsziel, Johan Bargums Kinderstück DER ERSTE SCHNEE, das auch für Erwachsene sehenswert ist. Johan Bargum hat eine spannende Felseninsel weit draußen im Meer geschaffen. Sie wird bevölkert von einer Gruppe charmanter Wesen mit individuellen Eigenschaften. Sie leben ziemlich unbekümmert als zusammengeschweißte kleine Gruppe.
Bargum spielt mit dem Medium Theater. Manchmal meint man, die Nähe von Cyrano zu ahnen, dann wieder herrscht Pu-der-Bär-Stimmung oder die Mumins lassen grüßen, und dann weht sogar ein Duft aus Shakespeares Sturm mit dem unergründlichen Prospero herüber.
Dem Schriftsteller Johan Bargum und der Regisseurin Anneli Mäkelä ist es gelungen, ihren Vorsatz zu verwirklichen, und eine Vorstellung zu schaffen, die die altersmäßigen Grenzen überschreitet. Wo Kinder vielleicht nur komische Szenen und merkwürdige Wesen sehen, der spannenden Handlung mit einem mehr oder weniger glücklichen Ende folgen, da deutet ein Erwachsener die Handlung wohl eher in Moll, sieht die Gefahren und die Bedrohung, in der die Wesen und ihre Welt schweben.
Es ist eine Freude, den Schauspielern des Lilla Teater zuzuschauen. Man genießt ihre Mimik und ihren körperlichen Ausdruck. Zusammen mit den schlagfertigen Dialogen Bargums ist das ganze ein großer Spaß“