„Die wundersame Rittergeschichte (Regie Alexander Kreuselberg) funktioniert mit einfachsten Mitteln. Wolfgang Resch, seines Zeichens Staplerfahrer und Bariton, klappt den Kühlschrank auf und sichtbar wird wie in einem Bilderbuch ein gemaltes Schloss mit Glitzerleuchter, eine Backstube – und ein Tiefkühlfach, in dem Herr Winter hockt.
Es sind Zutaten für ein Märchen, das weniger durch Logik als durch Selbstironie, fantastische Verwandlungen und barocke Arien lebt. Als mutiger Ritter Odilo macht sich Wolfgang Resch auf in den Kampf gegen einen Drachen, was aber leichter gesagt als getan ist. Herr Winter macht ihm einen Strich durch die Rechnung. Das Ritterross ist erkältet, es hüstelt und schnupft und singt urkomisch im Pferdefalsett. Und der Drache hält wegen der Kälte wie Igel und Haselmäuse einen Winterschlaf. Pech für Odilo, nicht mal ans Handy geht das Monster, als er es zum Kampf aufbieten will.
(…) Das dreiviertelstündige Zweipersonenstück (ab 6 Jahren) ist von Autorin Mareike Zimmermann als Klassenzimmer-Oper mit Happy End konzipiert. Was das bedeutet? Konzert Theater Bern geht damit in Berner Schulen, um Kinder für die Oper zu begeistern. Gute Idee: Mit dem feschen Odilo als Galionsfigur müsste das Projekt ein Kinderspiel werden.“
aus: Marianne Mühlemann, „Herr Winter hockt im Tiefkühlfach“ – Der Bund, 14.12.2015