Mit Sebastian Seidel hat die Stadt Augsburg nicht nur einen theaterleitenden Experten für das komische Genre auf der Bühne, sondern auch einen Stadtschreiber, der sein Publikum kennt. Sein neustes Stück "Enemy Alien Brecht" heißt mit vollen Titel "Spaß haben, die Welt verändern und dabei Geld verdienen" und ist als Auftragswerk für das Brecht Festival Augsburg 2013 entstanden.
Brecht als Mensch, sein Werk und alles, was bis heute in seinem Namen geschieht, steht unter Verdacht und muss vor Ausschüssen gerechtfertigt werden; inhaltlich, strukturell, personell und nicht zuletzt auch finanziell. Brecht ist der ewige „Enemy Alien“, der als Dichter und Dramatiker nicht so leicht zu fassen ist, sich aber bei „Anhörungen“ geschickt zu verteidigen weiß. Aber vielleicht muss Brecht nur lange genug verhört werden, bis die richtigen Antworten kommen?
Ob er Kommunist war oder nicht, ob er der bessere Dramatiker oder Lyriker war, bis hin zur Debatte über Kosten und Auslastungszahlen von Brecht-Festivals: Diese Fragen sind Dauerbrenner in der Brecht-Rezeption und werden – wie zuletzt bei Augsburger Brecht-Festivals – kontrovers diskutiert. Muss Brecht nicht auch für seine Nachwirkung zur Verantwortung gezogen werden, die untrennbar mit seinem Werk verbunden ist und immer politischen Charakter hatte?
Sensemble Theater Augsburg, 4. Februar 2013, 19.30 Uhr