Romanze

Romanze, von Catherine Benhamou

Die 16-jährige Jasmine lebt in einer Beton-Cité am Rande einer Kleinstadt in Südfrankreich, direkt an der Autobahn. Ihre beste Freundin Imène berichtet rückblickend über Jasmine und wie sie ihr mehr und mehr entgleitet: Ohne Perspektive fühlt Jasmine sich bedeutungslos und möchte die Schule, die Stadt verlassen und der Anonymität entkommen. Die Lehrer erreichen weder Jasmine noch ihre Mitschüler und auch eine Umfrage zur Selbstmordgefährdung in der Klasse geht an den Bedürfnissen und Sorgen der Jugendlichen vorbei. In Jasmine kommt der starke Wunsch auf, wirksam zu sein, etwas zu verändern – sie träumt davon, den Eiffelturm zu biegen. Dieser Traum wird zu ihrem Fixpunkt, ihrer einzigen Perspektive. Im Internet trifft sie auf einen jungen Mann, der die Antwort auf ihre Sehnsucht und ein Echo ihrer Wut wird. Doch als der Mann, der als Gefährder polizeibekannt ist, in ihr reales Leben tritt, zeigt sich, dass sie sich selbst und ihre Freunde für ihren Traum opfern muss – sie liefert sich ihm und seiner Gewalt aus und ihr real gewordener Traum, das Projekt, entgleitet ihr immer mehr.

Imènes Monolog gibt Jasmine eine Stimme, wie auch anderen Schülern, Lehrern und Eltern. Dadurch wird die Komplexität von Jasmines Radikalisierungsprozess deutlich. Sie lässt sich so sehr von ihrem Traum gefangen nehmen, dass sie selbst nicht erkennt, dass ihre Liebe zu dem Gefährder nur Faszination, Erstaunen und schließlich Angst ist. Imène findet mit ihrem Monolog Worte aus der Distanz, um selbst zu verstehen und dem Publikum verstehen zu helfen, wie sich aus einer absurden Idee eine Spirale der Gewalt entwickeln kann.

Ein poetisches Stück mit politischer Aussage über den Radikalisierungsprozess einer Jugendlichen, die davon träumt, etwas zu bewegen, um der Unsichtbarkeit zu entkommen.

Für Romanze wurde ihr 2020 der "Große Preis für dramatische Literatur" - ARTCENA verliehen [Centre national des arts du cirque, de la rue et du théâtre - Nationales Zentrum der Künste des Zirkus, der Straßenkunst und des Theaters].

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