Hinterblieben

Hinterblieben, von Roland Albrecht

Eine Groteske

Grabeskämpfe: Zwei Witwen treffen sich am Grab ihrer Männer. Sie sind Grabnachbarinnen. Und streiten sich um ziemlich viel: Grabbepflanzung, Grablichter, die Sitzbank und auch um die Fragen: Welche Witwe trauert besser, kümmert sich aufopfernder, hat mehr geliebt? Beide sind über den Tod ihrer Männer hinaus auf diese fixiert, selbst die Grabgestaltung ist ganz nach den vermeintlichen Wünschen ihrer Verstorbenen ausgerichtet und wird zur Kampfarena, welche von ihnen besser trauert und ihren Mann dadurch mehr würdigt. Als ein Nachbargrab belegt wird, und eine weitere Witwe unkonventionell mit Tablet, Yogaübungen und Selbstgesprächen trauert, finden sie zusammen. Und entfalten eine ungeahnte kriminelle Energie.

Roland Albrechts Witwen haben alle drei ihre Männer zu Lebzeiten auf unterschiedliche Arten ertragen. Die erste auf eine falsch-aufopfernde, aufdringliche Weise, da nur sie allein wusste, was er wollte, die zweite verbittert, da ihr Mann immer wusste, was sie wollte, ohne dass sie dies hinterfragte und die dritte hat sich dessen herrische Art gefallen lassen. Da letztere selbst über den Tod hinaus den Reden ihres Gatten zuhört, noch dazu auf selbstbewusste statt demütige Weise, gewinnt sie den Wettbewerb und wird zur existenziellen Bedrohung für die anderen. Die sind sich ausnahmsweise einig: Witwe Nummer 3 muss verschwinden.

Eine Groteske rund um das Thema Trauer, die bissig zeigt, dass selbst am Grab Normen und Gesetze existieren, die nichts Fremdes tolerieren.

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