German Angst

German Angst, von Sonja Weichand

In eine gutbürgerliche Kleinstadt, die überall in Deutschland sein könnte, zieht die Angst ein, denn gleich 70 Asylbewerber sollen im ehemaligen Gasthof des Ortes – im Volksmund „Bunker“ genannt – untergebracht werden. Die Meinungen, die angesichts des Anderen, des Fremden laut werden, werden zum Seismographen tief verankerter Ängste: da ist der gut situierte Bürger, der mit „das-darf-man-jetzt-wohl-noch-sagen-Attitüde“ hetzerische Parole schwingt, da ist der Langzeitarbeitslose, der sich als Deutscher allein für Sozialhilfen berechtigt sieht, da ist die Witwe, die aus der Not anderer Profit schlägt, und die Frau, die gerne helfen würde, aber nicht weiß wie. Aber es gibt auch eine junge Studentin, die als vorbehaltlose Fürsprecherin für die Hilfesuchenden eintritt: Mine. Sie ist es, die mit dem Syrer Azmi Zeit verbringt – einfach so. Dennoch entstehen schnell Gerüchte, dass der Mann keine ehrenhafte Absichten hätte. Bis eines Tages tatsächlich etwas passiert: Mines jüngere Schwester wird vergewaltigt. Und schnell ist der angebliche Täter gefunden: Azmi, der schließlich auch Umgang mit dem Opfer hatte. Obwohl dieser seine Unschuld beteuert, scheint das Urteil festzustehen. Wie positioniert man sich in diesem Klima der Angst und scheinbaren Eindeutigkeiten? Und was macht diese emotionale Situation mit Mine, die sich selbst für so politisch korrekt hält?

Das Stück führt verschiedene Stufen von Angst vor Augen und zeigt so, wie schnell sich ein diffuses und irrationales Lauffeuer der Beklemmungen und Sorgen entfacht, das um ein Leichtes in Hass und Gewalt umschlagen kann.

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