Eins, Zwei, Frei

Eins, Zwei, Frei, von Roy Kift

Sprachliche Bearbeitung Jens Heuwinkel

Je schlechter es dir geht, desto mehr musst du singen.

Theresienstadt Ende 1943: Der tschechoslowakische Pianist, Komponist und Dirigent Rafael Schächter wurde nach Theresienstadt deportiert und trotzt als Organisator und einer der Pioniere kultureller und künstlerischer Veranstaltungen dem Terror und Grauen im Ghetto.

Er erhält von der SS den Auftrag, Verdis Requiem zu dirigieren, für das er einen Chor von etwa 150 Sängern und vier Solisten zusammenstellt. Kurz nach der erfolgreichen Aufführung wird fast die gesamte Besetzung nach Auschwitz deportiert. Schächter stellt wieder einen großen Chor auf die Beine, um das Werk erneut aufzuführen, muss aber im Dezember nach einem erneuten Transport in den"Osten" ein drittes Mal Musiker rekrutieren. Die letzte Gruppe, obwohl verkleinert, gibt fünfzehn Auftritte. Im Juni 1944 muss Schächter – für die nationalsozialistische Propagandastrategie anläßlich des Besuchs der internationalen Delegation des Roten Kreuzes –erneut Verdis Requiem inszenieren. Im Oktober 1944 schließlich werden Rafael Schächter und sein Chor mit mehreren anderen Theresienstädter Musikern nach Auschwitz deportiert und ermordet.

Ausgehend von der historischen Figur Rafael Schächter und den Ereignissen rund um die Requiem-Aufführung im Ghetto/KZ Theresienstadt, zeigt das Stück die Willkürlichkeit und Absurdität – und die darin innewohnende Grausamkeit des Lagerlebens auf: Zum einen in der Sysiphos-Mühe, Chor und Orchester aufzustellen, wenn alle paar Monate erneut Musiker und Sänger ermordet werden und zum anderen in der sinnlosen Zählung der Lagerinsassen bei klirrender Kälte und Regen. Die Sprache wird fragmentarisch, erhält mehrere Stimmen und wird in Anlehnung an Paul Celan zu einer Todesfuge rhythmisch miteinander verwebt.

"Ein Chor von 150 Juden, die in einem Konzentrationslager der Nazis inhaftiert waren, präsentierten 16 Aufführungen von Verdis Requiem - aus einer einzigen Vokalpartitur auswendig gelernt und mit der Hilfe eines beinlosen Klaviers - vor einem Publikum bestehend aus anderen Gefangenen, SS-Offizieren und Angehörigen der deutschen Armee. Ihr Zweck: Ihren Entführern Worte zu singen, die nicht gesprochen werden durften. So beginnt eine außergewöhnliche Geschichte, die Politik, Macht und die Art und Weise berührt, wie ein zeitloses Chorwerk den Menschen am Tiefpunkt des menschlichen Daseins ein überwältigendes Gefühl der Hoffnung und des Sinns verschaffte, der sonst keinem anderen Unterfangen hätte gefunden werden können."  Murry Sidlin (Gründer: Defiant Requiem Foundation)

 

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