Doktor Death

Doktor Death, von Rineke Roosenboom

„Eine Stunde Nichts, da bin ich gerne bei dir“ sagt Sjon zu Lotteke. Lotteke ist eine junge Frau, doch ihr Körper will nicht mehr. Daher muss sie ertragen, dass der Pfleger Sjon jeden Tag zu ihr in den Wohnwagen kommt, obwohl sie ihn mit seiner „Handschuhfingerbehilflichkeit“ nicht ausstehen kann. „Du kennst meinen Körper und der Rest interessiert dich doch überhaupt nicht.“ Für diese besondere Nacht zwischen Sommer- und Winterzeit hat Lotteke einen Plan gefasst, den sie nicht mit Sjon teilen will.

Lottekes Bruder Wes ist der andere tägliche Besucher. Der 11jährige hat seine ganz spezielle Weise mit der Krankheit seiner Schwester und dem Leben überhaupt zurecht zu kommen. Wes ist süchtig nach Süßkram und sein Ehrgeiz ist, der dickste Junge der Schule zu werden, während seine Schwester immer magerer wird. Dennoch weiß er: „Es lebt ein ganz dünner Junge in meinem Inneren“. Um seinen Süßigkeitenkonsum zu finanzieren, hilft er an der Tankstelle als „Außenmitarbeiter“. Das ist dem einsilbigen Tankwart sehr recht, denn dann muss er nicht aus seiner gläsernen Kabine kommen. In dieser Nacht bedienen die beiden einen merkwürdigen Kunden, der Strom für seine Maschine kaufen will. Es ist Doktor Death, den Lotteke zu sich in den Trailer bestellt hat.

Zwischen Wohnwagen und Tankstelle spielt dieses Stück und erinnert dabei an einen amerikanischen Independent-Film für die Bühne. Jeder der fünf Figuren, Lotteke, Wes, Sjon, der namenlose Tankwart und auch der Doktor, haben ihre Besonderheiten und sind darin umso liebenswerter. Obwohl der Tod vor der Tür steht, ist „Doktor Death“ ein großes Plädoyer für das Leben, dessen Eigenheiten, Verrücktheiten und Grenzen.

Ein Stück, das den Wunsch nach amtlicher Sterbehilfe hinterfragt und mit sympathischem Humor begegnet.

  • 23. Juni 2012
    Amsterdamse Hogeschool voor de Kunsten
    Regie: Sanne Nouws
    UA (Uraufführung)

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