and supergirls just fly

and supergirls just fly, von Sonja Weichand

Feministinnen sind anstrengend. Die emanzipierte Frau von heute ist lieber eine Superfrau, denn sie hat Erfolg im Job, führt eine erfüllte wie erfüllende Beziehung, ist eine gute Mutter, engagiert, vernetzt, beliebt und sieht bei all dem auch noch gut aus – immer.

Sie, Coach für Superfrauen, macht dieses Klischeedenken wütend. Doch die wütende Frau ist die urfeministische, unfeminine Hyäne, die keine mehr sein will und mit der niemand zu tun haben möchte. Eigentlich wollte die Ratgeberin für Superfrauen einen Vortrag halten, in dem sie aufzeigt, wie frau heute gleichermaßen souverän und sexy sein kann. In ihrem Frust verliert sie sich jedoch zunehmend in einem persönlichen Befindlichkeitsbericht über Frauenquoten und Tinder-Eskapaden. Doch bevor es zu einem unglücklichen Ende kommt, wird sie von Superwoman überwältigt, ihrem Alter Ego, das sie sich als erfolgreiche Frau selbst angeeignet hat. In einer pathetisch-feurigen Rede ermuntert Superwoman Frauen dazu all jene Facetten auszuleben, die sie sich vorstellen können – als wäre es ein Leichtes, die erträumte Rolle in einer Gesellschaft voller Stereotype und Restriktionen einfach so einzunehmen. In der Gegenüberstellung von persönlichen Erfahrungen und theoretischen Denkmustern erscheinen beide Ansätze ihre Berechtigung zu haben; gleichzeitig stellt sich jedoch die Frage, wie frau selbstbestimmt leben kann, ohne dass sie sich dabei wieder in ein Rollenkorsett schnüren muss.

Ein wohltuend wütender feministischer Versuch über die gesellschaftliche Lage der Frau, die in der Vielzahl von Rollenerwartungen und Feminismen zunehmend schwieriger zu bestimmen ist. and supergirls just fly positioniert sich zu einem Thema, das noch lange nicht ausgehandelt ist.

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