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Presse - Sebastian Seidel

NBN-Komödie geht unter die Haut – Kieler Nachrichten

04. November 2020

von Susanne Wittorf

Mit nur zwei erstklassigen Schauspielern absolut Corona-tauglich und auf Abstand genial inszeniert, so präsentierte die Niederdeutsche Bühne Neumünster (NBN) ihre erste Eigenproduktion der Saison im Studio-Theater. "Keen weet dat oder Quiz-Show" wurde als niederdeutsche Erstaufführung dieser Komödie von Sebastian Seidel in der niederdeutschen Fassung von Klaus Reumann gezeigt, Regie führt Dieter Milkereit. NBN-Bühnenleiter Niels Münz und Sascha Krüglstein geben alles in diesem komischen, surrealen Stück über Existenzangst, die Macht der Gewohnheit und deren Überwindung. Obwohl die Schauspieler wegen der Corona-Regeln auf Abstand spielen müssen und nicht körperlich aufeinander losgehen können, zogen sie das Premierenpublikum in ihren Bann.

Niels Münz füllte alle Facetten seiner Rolle mimisch und gestisch genial aus, Sascha Krüglstein bot ein gutes Gegenüber, das zwar wenig zu sagen hatte, aber auch nonverbal große Bühnenpräsenz zeigte. Das Stück ist ergreifend; die einfache Inszenierung mit kargem Bühnenbild, pointiert eingesetztem Licht und überzeugender Musik unterstrich den Inhalt sehr überzeugend.

Lockdown nach der Premiere – Holsteinischer Courier

02. November 2020

Niederdeutsche Bühne: Das Zwei-Mann-Stück "Keen weet dat oder Quiz-Show" begeisterte mit viel innerer Handlung

von Alexandra v. Fragstein

"Die erneute Schließung unseres Theaters stellt uns wieder einmal vor große Herausforderungen", sagte Mareike Münz, Pressesprecherin der Niederdeutschen Bühne. Eigentlich sollte im November das neue Stück "Keen weet dat oder Quiz-Show" gespielt werden. Nun blieb es leider erst einmal bei der ausverkauften Premiere am Freitag.

Dabei könnte man sagen, dass das Stück durchaus pandemiekonform ist. Auf der Bühne stehen lediglich zwei Schauspieler, die die meiste Zeit den Mindestabstand von eineinhalb Metern einhalten. Niels Münz spielt einen abgespannten Mann, dessen Alltag lediglich aus Arbeit und der allabendlichen Quiz-Show im Fernsehen besteht. Doch plötzlich taucht ein Fremder, gespielt von Sascha Krüglstein, in seinem Wohnzimmer auf. Wie er dort hingekommen ist? Auf jeden Fall nicht durch die Tür. Er will einfach nicht verschwinden, scheint alles über den Mann zu wissen und zwingt ihn, sich mit sich selbst auseinander zu setzen.

Das Stück beschäftigt sich mit der Macht der Gewohnheit, der Verdrängung von Problemen und Existenzangst. Es passiert eigentlich relativ wenig. Für den Zuschauer wird der Anblick der beiden Männer vor dem Fernseher genauso zur Gewohnheit wie die Quiz-Show für die Protagonisten.

Das Interessante ist die Entwicklung des Mannes, der von dem Fremden regelrecht gepiesackt wird - bis es eines Tages aus ihm herausbricht und er einen Zusammenbruch erleidet. Niels Münz stellte den überarbeiteten Mann, der den Fremden in seiner Wohnung hasst und gleichzeitig liebgewonnen hat, sehr überzeugend dar.

Sascha Krüglstein ist nervtötend unbeteiligt und kann trotzdem nicht ignoriert werden und passt passt damit perfekt ins Rollenbild. "Keen weet dat oder Quiz-Show" wartet nicht mit einem großen Bühnenspektakel auf, sondern konzentriert sich auf den inneren Konflikt des Mannes, der im Grunde jeder sein könnte. Trotz einer gewissen Ernsthaftigkeit geht der Witz nicht verloren. Das Hin und Her zwischen den beiden Männern ist amüsant und macht das Stück sehenswert. Leider muss der Mann wegen des Lockdowns wohl noch länger vor seinem Fernseher sitzen bleiben.

Hupkonzert statt Standing Ovations: Auto-Theater kommt an – Göttinger Tageblatt

25. Mai 2020

von Tobias Christ

Live durch die Frontscheibe können Besucher das jüngste Stück des KAZ in Göttingen verfolgen. Gespielt wird „Love, Movie, Theater“. 

Theater im Auto sehen, funktioniert das? Die kurze Antwort: Ja. Wie aus einer Beziehung ein Krimi werden kann, hat das KAZ in seinem Stück „Love, Movie, Theater“ gezeigt. Es war ein besonderes Erlebnis, denn die Zuschauer besuchten das Schauspiel von Regisseur Sebastian Seidel als Autofahrer. Der Ton kommt über Mikrofon und Lautsprecher, die Sicht durch die Scheibe ist eine ungewohnte, doch Spaß macht der Blick auf das neuartige Kulturangebot allemal. Und – im Gegensatz zu den Darstellern im Freilufttheater – sitzt man bei Regenschauern im Trockenen.

Auf dem Parkplatz der Göttinger Voigtschule wird seit Freitags mehrmals die Woche Auto-Theater gespielt. In dem Stück geht es um ein verliebtes Paar und um die Hoffnungen, die mit dieser Beziehung verknüpft sind. Erzählt wird aus beiden Perspektiven, in kurzen, stakkatoartigen Monologen. Von ihrer Sehnsucht nach einem perfekten Leben, von seiner wahnhaften Suche nach einem interessanten Leben, dem er früher oder später zum Opfer fallen wird. Was wie ein romantischer Film beginnt, entwickelt sich relativ rasch zu einem Krimi.

Schauspielerische Tour de Force

Die Schauspieler Laura Apel und Fabio Rocchio von "NichtnurTheater" überzeugen in dem knapp einstündigen Schauspiel über Liebe, Sehnsucht und Hass auf ganzer Linie. Besonders Rocchios Mimik sorgt aufgrund der räumlichen Nähe für Gänsehaut bei den Zuschauern: Denn wenn er mit Wahnsinn in den Augen durch die Reihen spaziert und von außen durch die Scheiben blickt, sieht man den ganzen Schmerz, den der namenlose Erzähler spürt, in seinen Augen. Der junge Mann liefert eine schauspielerische Tour de Force par excellence ab.

Besonders eindrucksvoll wird die Leistung, wenn das Wetter plötzlich nicht mehr mitspielt: Während Roccio über Sehnsucht spricht und sich dabei das (Kunst-)Blut von den Armen abwäscht, fängt es kurzzeitig an zu regnen - passender geht es kaum. Bei dem kurzen Schauer verziehen beide Schauspieler keine Miene und lassen sich von den herabprasselnden Tropfen nicht ansatzweise irritieren.

Das Bühnenbild ist minimalistisch, doch stimmig: Das alte Sandsteingebäude auf dem Hof der Voigtschule fungiert als Umkleide für den Hemdwechsel, einige Europaletten fungieren als Sofa - den Rest erledigen die Schauspieler. 

Liebesfilm wird zur Tragödie

Ob ihr Leben ein Film oder eher eine Serie mit sich ständig wiederholenden Szenen sei, fragt sich die weibliche Protagonistin Öfters - und diese Wiederholung zeigt sich auch in den teils repetitiven Szenen. So stellt er mehrmals die Frage, ob man etwas verändern müsse, ihre innere Antwort steigert sich im Laufe des Stückes von Zögern zur Ablehnung bis hin zu blankem Hasse. Plötzlich verändert sich die Lautstärke der Unterhaltung, was als zögerliches Liebesspiel und "ideale Beziehung" beginnt, wird zu einem Streit. 

"Manchmal habe ich das Gefühl, in meinem Leben läuft alles wie im Film ab", äußert die Protagonistin zu Beginn der Aufführung. Am Ende wünscht sie sich, dass es ein Krimi und keine Liebesgeschichte ist. Doch auch nachdem sich beide trennen, kommen Sie nicht voneinander los. Und so endet das Stück, wie es anfängt mit einem grausamen Akt, der aus einem mLiebesfilm eine Tragödie werden lässt.