Neuigkeiten | Theaterverlag Hofmann-Paul

Presse

Presse nach Stücken

Presse nach Autoren

Weitere Informationen

Presse - Friedrich II König von Preußen

Blasphemischer Disput – Frankfurter Allgemeine Zeitung

27. Januar 2006

Zur Cottbuser Aufführung im Rahmen der "7. Zonenrand-Ermutigung" - 300 Jahre Preußen, 05.06.2001


"Friedrich II. wird in Cottbus mit einem blasphemischen Disput als – aus dem französichen zurückübersetzter – Dichter vorgestellt. In dem zu seinen Lebzeiten nicht gedruckten "Totengespräch zwischen Madame de Pompadour und der Jungfrau Maria" macht er sich über die jungfräuliche Empfängnis lustig. Die Herrenrangtoilette ist mit viel weißem Vlies in ein Elysium verwandelt , worin rund zwei Dutzend Zuschauer auf niegrigen Hockern und bis zu den Knien in Nebelschwaden sitzen. Vor ihnen zanken sich in Nachthemden Barbara Bachmann als Pompadour und Katrin Steinke als Maria, tauschen Gemeinheiten aus, werfen einander Lästerungen an den Kopf. Himmlisch friedlich wird die Stimmung in dieser bösen, von Wolf-Dieter Lingk inszenierten Miniatur trotz reichlich Weihrauch nie. Leuchtet Preußen? Vorwärts Preußen? Ruhe im Glied oder in Staub mit allen Feinden Brandenburgs? Der Cottbuser Marathon lässt alle Fragen offen, aber auch keine aus. Das macht ihn so anregend und vergnüglich."

 

 

 

 

Dies muss ein Stück vom Himmel sein! – Die Welt

27. Januar 2006

Zur Cottbuser Aufführung im Rahmen der "7. Zonenrand-Ermutigung" am 05.06.2001


"Orte wie dieser, Räume mit so viel Potenzial an Fantasie sind selten; selbst im Theater, das ja im besseren Fall an sich schon Spielplatz ist für Traum und Angst und Vision. Nun aber das: diese Gruft ganz in Weiß, mit Schäfchenweichen Hockern vollgestellt für ein Dutzend von uns, und die Wände ganz wie aus Watte – dies muss ein Stück vom Himmel sein! Und wer die sanitären Armaturen zu übersehen vermag (beim genaueren Hinsehen: Waschbecken), wer sich statt dessen verführen lässt vom alten Trick mit dem Trockeneis, der könnte wirklich ganz vergessen, was das hier ist: das Herrenklo im zweiten Rang vom Großen Haus des Staatstheaters Cottbus. Cottbus? Ja, Cottbus. Hier nämlich findet nichts weniger als die furioseste Verzauberung der ausgehenden Spielzeit statt. Wie das? Und warum auf dem Klo? Ganz einfach, wo sonst fände man eine solch öffentliche wie intime Gruft im Theater."

"Wie in der Toiletten-Gruft, wo sich Madame Pompadour, die einflussreichste Kurtisane, und niemand Geringres als die Jungfrau Maria in wolkig-himmlischen Gefilden ein kleines Streit- und "Totengespräch" darüber liefern, wessen lustbestimmte Verführsamkeit moralisch verwerflicher einzustufen sei. Friedrich II., der Große, vergnügte sich um 1772 herum als Autor mit derlei Plaudereien." "Das ist ulkig, das passt prima. Das dokumentiert vor allem aber auch die unendliche Liebe zum Detail mit der in Cottbus "Preußen 300" gefeiert wird, das Jubiläum der Staatsgründung vom Januar 1701 – kein bisschen akademisch und auch nur mäßig belehrsam, dafür aber sinnlich wie wohl nirgends sonst."

 

 

Herrenrangtoilette und "Winkelement" – Der Tagesspiegel

23. Januar 2006

Zur Cottbuser Aufführung im Rahmen der "7. Zonenrand-Ermutigung" - 300 Jahre Preußen, 05.06.2001

"Tagesspiegel" Berlin, 23.06.01
"Wenn Madame de Pompadour die Jungfrau Maria trifft." "Ganz hoch hinaus treibt es ab 22.15 Uhr schließlich jenes Häuflein Zuschauer, das in die Herrenrangtoilette passt. Die hat sich dank weißer Stoffe und wabernder Nebel ins himmlische Paradies verwandelt, wo Madame de Pompadour auf die Jungfrau Maria trifft. Das Stück stammt sozusagen vom allerhöchsten selbst – in den Jahren 1772/73 verfasste der Preußenkönig Friedrich II. drei solcher respektloser Plaudereien. Nach eigenem Bekunden schrieb er die "Totengespräche" zum rein privaten Vergnügen. Wie sollte er auch ahnen, das sie die Nachfahren seiner Untertanen Jahrhunderte später im heidnischen Brandenburg ans Licht der Öffenlichkeit zerren würden? "Blasphemie!" schreit da völlig zu Recht die Jungfrau Maria im himmlischen Männerklo – aber es wird noch skurriler. Weil das Stück nur 15 Minuten dauert und die anderen Vorstellungen noch laufen, gibt es nur einen Weg aus dem Theater: die Verwandlung von Zuschauern in Akteure. Eine Regie-Assistentin drückt jedem ein Papierhandtuch in die Hand. "Das ist ihr Wink-Element" erklärt sie fröhlich: "Wir überbringen jetzt als französische Delegation dem letzten Alleinherrscher auf deutschem Boden, Erich Honecker, unsere brüderlichen Grüße" Es folgt ein kleiner Französich-Sprachkurs, fünf Minuten später schreitet die Delegation "Liberté! Egalité! Fraternité!" skandalierend mitten durch das Stück 'Treuer Genosse!'."

"Der Tagesspiegel" Potsdam, 25.06.2001
"Zwischen böhmischen Knödeln oder holländischen Poffertjes kann der Besucher wählen, bevor er sich zwischen zehn Aufführungen entscheiden kann. Man kann auf der Bühne sitzen und auf Lessings im Parkett spielende "Die Juden" schauen. Man steigt in den Heizungskeller ("Jungpioniere laden ein"), während in der Tischlerei "Soldatenlieder aus drei Jahrhunderten" erklingen. Zugleich findet das "Totengespräch zwischen Madame de Pompadour und der Jungfrau Maria", eine von Friedrich II. verfasste Satire christlicher Mythen, auf der Herrentoilette im Rang statt."