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Pinocchio – General-Anzeiger Bonn

04. November 2013

Bornheimer Theater im Kloster
Eigenproduktion "Pinocchio" nach Carlo Collodi feierte Premiere

von Sonja Weber

Als sich das Premierenpublikum des Kinderstücks "Pinocchio" am Sonntagnachmittag im Bornheimer Theater im Kloster nach langem Applaus von den Stühlen erhob und Richtung Ausgang schlenderte, lohnte es sich, ein paar ersten Eindrücken zu lauschen.

Natürlich waren es vor allem die erwachsenen Begleiter der Zielgruppe, die Worte wie "bezaubernd", "hinreißend" und "originell" formulierten und fröhlich beteuerten, "Tränen gelacht" zu haben. Die Kinder erinnerten sich begeistert an die "Riesenschlange" und die "Fee, die so komisch gesprochen hat". Das junge Publikum hatte in den vorangegangenen 60 Minuten auf seine Art gezeigt, wie sehr es von den Abenteuern der Holzpuppe Pinocchio gefesselt und beeindruckt war.

Zuschauer ab fünf Jahren eine Stunde lang ohne Pause bei der Stange zu halten, zum Lachen, Mitfiebern und Mitdenken zu bewegen, das ist eine Kunst - und harte Arbeit - die man den beiden wunderbaren Schauspielern Stefanie Linnenberg (Pinocchio) und Nadeem Ahmed (alle anderen Rollen) allerdings in keiner Weise anmerkte. Mit riesigen Kulleraugen und neugierig-naivem Blick stakst die lebendig gewordene Puppe des Schnitzers Geppetto von einer Gefahr zur Nächsten.

Dabei soll Pinocchio eigentlich zur Schule gehen - doch der anarchistische Holzkopf denkt gar nicht daran, lesen, schreiben und rechnen zu lernen: Er will die Welt sehen und begegnet auf seiner abenteuerlichen Reise neben dem listigen Fuchs allerlei Wesen, die ihm das Leben ordentlich schwer machen.

Es sind die Kleinigkeiten, die diesem liebevoll von Cécile Kott inszenierten Stück, dass mit der Kinderbuchversion des italienischen Autors Carlo Collodi zugleich locker und gewissenhaft umgeht, seinen ganz besonderen Charme verleihen: Als der hungrige Pinocchio in der Not ausgerechnet einen Holzwurm verspeist, der sogleich beginnt, in seinem Bauch zu Bohren und zu sägen, kringeln sich die Kinder auf ihren Stühlen und auch die Erwachsenen können sich die Lachtränen kaum verkneifen.

Nadeem Ahmed setzt als gute Fee mit kölschem Dialekt noch eins drauf, indem er dem Gepeinigten droht "Wenn du dat net trinken tust..." und ihm dann zur Heilung eine "Wurmkur" verabreicht. Mit feinem Gespür gelang es dem Ensemble, urkomisch, aber nicht "klamaukig" zu sein. Die schwierige Aufgabe, eine Fülle verschiedener Figuren und Handlungsorte mit reduzierter Kulisse, Licht und Musik in die Köpfe der Kinder zu zaubern, wurde eindrucksvoll umgesetzt.

Gelungene Parodie auf Raubtierkapitalismus – Badisches Tagblatt

05. Februar 2013

Abschlussprojekt der Bühnenmaler und -plastiker an der Louis-Lepoix-Schule: „Vom Fischer und seiner Frau“

von Gisela Brüning

Baden-Baden – Möwenschreie, Meeresrauschen, eine ärmliche Kate am Strand und ein Leuchtturm am tiefblauen Meer: An die Nordseeküste entführte die Abschlussklasse 2013 der Bühnenmaler und -plastiker an der Louis-Lepoix-Schule das Publikum bei der Vorführung des Märchens „Der Fischer und seine Frau“ auf der Akademie-Bühne der Medien- und Event-Akademie.

Überzeugend war es den rund 20 Absolventen nach ihrer dreijährigen Ausbildungszeit gelungen, aus Pappe, Farbe und Requisiten sowie mit der Unterstützung anderer Fachklassen die Illusion eines Meeresstrands herbeizuzaubern.

Eine weitere Überraschung bot das scheinbar altbekannte Märchen der Gebrüder Grimm in einer höchst aktuellen Fassung. Der Autor Erpho Bell übersetzte dieses Gleichnis von der Gier nach Reichtum und Macht in die Jetztzeit und entwarf eine bitterböse Parodie auf Raubtierkapitalismus und politische Unkorrektheit. Als weitere Überraschung warteten die drei Hauptdarstellerinnen mit frappierenden darstellerischen Künsten auf, wobei zwei Möwen nicht unerwähnt bleiben sollen.

Kinder stürzen die Könige – Rheinische Post

30. Oktober 2009

von Anja Katzke

Mit der Inszenierung des Märchens "Vom Fischer und seine Frau" ist dem Moerser Schlosstheater ein grandioses Kinderstück gelungen – modern, frech und komisch. Über der Premiere lag ein Hauch von kindlicher Anarchie.
Peter und Sibylle haben es aus ihrem "Pisspott" geschafft: Der Butt, der ein verwunschener Prinz ist, hat sie zu mächtigen und reichen Leuten gemacht. Sie sind die Kanzler-Könige. Sie haben das Sagen. Peter hat längst seinen Angler-Anzug ausgezogen, Sibylle trägt ein schickes Kostüm. Sie halten blasierte Reden, führen wichtige Telefongespräche mit Ministern und schikanieren das Volk. "Stillgestanden, Setzen!", fordern sie. Und die Kinder im Publikum, die auf dem Boden sitzen, gehorchen. Patrick Dollas und Katja Stockhausen, die den Fischer und seine Frau darstellen, spitzen die Rollen weiter zu.


Am Ende sind es die Publikumskinder, die die Kanzler-Könige entmachten. "Wir sind das Volk", ruft irgendwo ein Kind. Und alle stürmen in einem dramatischen Moment die Bühne in der Theaterhalle am Solimare. Das hat was von Anarchie. Dass die kleinen Zuschauer so intensiv und begeistert mitgehen, überrascht: "Das war in den Proben schon so, aber es waren nie so viele Kinder", so Dramaturg Erpho Bell, der die Theaterfassung auf Grundlage des Märchens der Gebrüder Grimm geschrieben hatte.


Darin geht es um die Gier, das Immer-Mehr-Haben-Wollen. Bells Bearbeitung geht aber darüber hinaus. Sie thematisiert kindgerecht Wirtschaftskrise, Umweltkatastrophen und den Verfall der Gesellschaft. Regisseur Julius Jensen legt es von Anfang an darauf an, dass die Jungen und Mädchen mitmachen: Sie spielen das Rauschen des Meeres, das Wogen der Wellen, die Möwen und die Algen. Christoph Rasche hat für das Stück eine grelles Bühnenbild geschaffen. Das Publikum sitzt in einer Arena mit Rückwand, sozusagen im Bauch des Butts. Vorne steht eine kleine Hütte, rechts ein Holztisch mit Kaffeekanne, links ein Fischerboot. In der mit Netzten eingefassten Bühne nimmt das Geschehen seinen Lauf.


Das Fischer-Ehepaar lebt irgendwo am Meer. Sibylle ist unzufrieden mit Haus, Einrichtung und ihrem Ehemann: "Ich habe gedacht, das Leben ist ein Abenteuer." Als der Fischer dem verwunschenen Butt das Leben schenkt, sieht sie ihre Chance auf ein besseres Leben gekommen: Sie schickt den Fischer mit ihren Wünschen zum Butt: ein neues Haus, zwei Autos, eine ganze Fernsehwand und Geld. Jeder erfüllte Wunsch steigert die Gier der beiden. Sie wollen immer mehr.Die Schauspieler Patrick Dollas und Katja Stockhausen sind unglaublich präsent und voller Spielfreude. Der Fischer und seine Frau wirken wie grell überzeichnete Komikfiguren. Vor allem Dollas erinnert als Fischer zuweilen an den Seemann Pop-Eye. Sie sind im Spiel mit den Kindern fast immer Herren der Lage. Das Publikum erlebte eine temporeiche Inszenierung, die nur einen kleinen Haken hatte: Nach dem turbulenten Bühnen-Sturm der Kinder ging das nachdenkliche Ende mit seiner wichtiger Botschaft in der allgemeinen Unruhe unter: Fischer und Frau begreifen, dass sie nur sich zum Glücklichsein brauchen.