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Presse - Erik Uddenberg

Maschine sein – aKT ́29 die kölner theaterzeitung

30. Januar 2012

 Zur Kölner Premiere

„CHINA" von Erik Uddenberg vom D.A.S. Theater in der Bühne der Kulturen


“China" vom D.a.S. Theater in der Bühne der Kulturen erzählt mit einfachen Mitteln und in Form einer schlichten Lesung die Geschichte einer Kindersoldatin: Ein brutales Stück Menschheitsrealität für Kinder ab dreizehn.

Wie viel Schrecken darf man Kindern in der Kunst zumuten? Sollte man sie mit grausamer Realität konfrontieren - oder ihnen die Welt lieber verzaubert vorlügen? Eine radikale Antwort bietet das Stück "China", das Regisseur Klaus Roth vom D.a.S Theater und die Schauspielerin Karin Punitzer in der Bühne der Kulturen zur deutschen Erstaufführung bringen. "China" ist eine Kindersoldatin, das Stück wurde von der Autobiografie der Uganderin China Keitetsi inspiriert und ist freigegeben ab dreizehn. China war acht Jahre alt, als sie zu kämpfen begann. Erst mehr als 20 Jahre später gelang ihr die Flucht nach Dänemark. Karin Punitzer ist auf der Bühne das bewusste Gegenbild zu einem Kind aus Uganda: eine blonde Frau mit rosa Kleid. Sie sitzt mit Textbuch auf einem Stuhl, hinter einem Tisch sitzt Klaus Roth als "Boxer", ihr bester Freund - wobei man nie weiß, ob es nicht auch ihr Vergewaltiger ist. Manchmal wird er auch zum Chef oder zum Verhörer der UN-Hilfstruppen. In heiterem Tonfall lesen sie abwechselnd aus Chinas Sicht aus dem Alltag einer Kindersoldatin. Das skizzenhafte Andeuten der Szenerie ist ein probates Mittel der Distanzierung.

Nach und nach zieht sich Punitzer Kriegsstiefel und Waffengurt an. Sie erzählen: dass die Kalaschnikow zuerst größer ist als die Achtjährige. Dass die eigene Waffe "Mutter" genannt wird: sie schützt. Dass ein gleichaltriger Freund nach dem anderen stirbt. Wie man Gefangene ihre eigenen Gräber ausschaufeln sieht. Immer Hunger hat. Zur Maschine wird. Wie ein Hund beobachten muss, was der Chef tut. Wie man pro Getötetem in der Hierarchie aufsteigt. Subtil wird die stetige Abstumpfung und Gehirnwäsche angedeutet, wenn etwa nach Kampfeinsatz ein fröhliches "Wir haben gewonnen" wie beim Kinderspiel geschmettert wird. Manche Szenen stellen sie nach, etwa die, als China denn ersten erschießen muss. Immer wieder wird Musik eingespielt oder Bilder von afrikanischen Kindern mit unbedarften Gesichtern auf die Rückwand projiziert - nie jedoch Bilder von Kampfhandlungen oder Toten. Trotzdem wird es immer unerträglicher, sich Chinas Weg zur Tötungsmaschine anzuhören. Zumal sie älter wird und zum Morden und Plündern das Vergewaltigt- und Schwangerwerden tritt.

Es stimmt versöhnlich, als China die Flucht geschafft hat, eine Therapie beginnt und ihr Buch schreibt. Mit schlichten Mitteln ist hier spärliches, aber eindringliches Theater gelungen.

Presse zu China: "Maschine sein" - akt'29 die kölner theaterzeitung jan'12