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Presse - Albert Frank
Der Herrgott als Nikolaus – Badische Zeitung
14. Dezember 2015
Der Herrgott als Nikolaus
Albert Franks Komödie "Fast Faust" im Freiburger Cala-Theater.
Tragik und Komik können bisweilen nahe beieinander liegen. Dass dies auch mit Blick auf Goethes "Faust" der Fall sein kann, mag auf den ersten Blick befremden. Und in der Tat bedarf es schon eines entschiedenen Perspektivwechsels, um Albert Franks Komödie "Fast Faust" gebührend würdigen zu können. Mit der angemessenen Erwartungshaltung lässt sich das Stück jedoch durchaus goutieren – und so bescherten auch die Darsteller Jürgen Weber und Mathias Kohler jetzt bei der Premiere des Stücks im Freiburger Cala-Theater viel Witziges und Amüsantes rund um Faust, Mephisto und Gretchen.
Es gehört schon einiges Geschick dazu, ein umfangreiches Stück Weltliteratur in rund 90 Minuten so zu komprimieren, dass der Faden nicht verloren geht. Dank des Wechselspiels aus erläuternden Zusammenfassungen der Akteure und gekürzter Szenenauswahl gelingt das Kondensat in "Fast Faust" weitgehend – wenngleich einige besonders markante Passagen, etwa die Gretchenfrage, unter den Tisch fallen (müssen). Natürlich, am Ende des "Faust" stehen Tod und überirdische Rettung. Dies zu persiflieren, fällt schwer, kann wohl auch kaum gelingen. Was während des übrigen Stücks als Überzeichnung und humorvolle Umdeutung der Figuren unterhält, vermag hier nicht mehr ganz zu greifen.
Jürgen Weber und Mathias Kohler geben unter der Regie von Tatjana Mayer sehr virtuos die gesamte Palette an Schalk, Humor und komödiantischem Esprit. Anspruchsvoll ist die Aufgabe, als Duo in zahlreiche Rollen zu schlüpfen – und dies auch noch überzeugend zu tun. Weber und Kohler meistern diese Herausforderung jedoch mit Bravour, sowohl einzeln als auch im Zusammenspiel. Ein Gutteil der Publikumswirkung ergibt sich denn auch aus der Rasanz und der Spitzigkeit der Dialoge, die sich nicht nur im Rahmen der Faust-Handlung erschöpfen, sondern immer wieder auch als Kabbeleien zwischen den Darstellern daherkommen. Jürgen Weber mimt den Herrgott (der eher als verkappte Nikolaus-Gestalt im Himmel residiert) in seinem gütigen Optimismus ebenso stoisch, wie er den Faust in dessen verzweifeltem Streben nach Erkenntnis, in seiner Teufelsverfallenheit und nicht zuletzt in seinem Liebeswahn verkörpert. Als ebenbürtiger Bühnenpartner zeigt sich Mathias Kohler vor allem als Mephisto von seiner besten schauspielerischen Seite – diabolisches Grinsen, kalt-durchdringender Blick und satanisch-schlangenhafte Bewegungen inklusive. Ein und derselbe Darsteller umschwänzelt wenig später als heiter-naives Gretchen seinen Faust.
Ob "Fast Faust" nun, wie im Untertitel der Inszenierung im Cala-Theater formuliert, wahrlich "des Pudels Kern" trifft, sei dahingestellt. In jedem Fall eröffnet Albert Franks Stück einige ganz unverkrampfte, augenzwinkernde Perspektiven auf Goethes Klassiker. Und Generationen von Schülern wären sicherlich einigermaßen angetan davon gewesen, sich dem großen Werk auf diesem Wege nähern zu dürfen …
Weitere Infos unter http://www.calatheater.de
fast Faust – oder des Pudels Kern – Cala Theater, Freiburg
01. September 2015
Die Suche nach des Pudels Kern! Urkomisch und teuflisch gut!
Jürgen Weber und Matthias Kohler wagen in rasantem Tempo Goethe‘s Faust in der genialen Version von Albert Frank: André ist Gründer des „Dramenterzetts“. Ausser ihm gehören noch Hannah und Heiner dazu, die im richtigen Leben ein Paar sind. Das Trio hat es sich zur Aufgabe gemacht, alle klassischen Dramen des deutschen Theaters mit jeweils nur drei Darstellern zur Aufführung zu brigen. Das hilft Kosten sparen.
Heute steht „Faust“, ein Stück mit 57 Rollen, auf dem Spielplan und Hannah ist nicht erschienen, weil sie in der fünften Woche schwanger ist. Wer muss nun Hannahs Rollen spielen? Wer ist der Vater? Und noch wichtiger - wer zum Teufel spielt das Gretchen? Ein Theaterabend beginnt, der an der Rivalität der beiden Protagonisten immer wieder zu scheitern droht.
„Fast Faust“ ist im doppelten Wortsinn zu verstehen: Es ist fast ein „richtiger“ Faust und auf jeden Fall ein schneller Faust.
Es spielen: Jürgen Weber, Matthias Kohler.
Text: Albert Frank
Kontakt Info
Cala Theater Freiburg e.V.
Haslacherstr. 15 | 79115 Freiburg | E-Mail: [email protected]
Goethe-Spaß im Wingert: Wanderbühne Carnivore spielte "fast Faust" – Rhein-Neckar-Zeitung
08. Juli 2015
von Arndt Krödel
Ein Stück voller Witz und Pep, das den Goethe-Klassiker genüsslich wie gnadenlos auseinander und auf die Schippe nimmt, völlig respektlos - aber durchaus liebevoll.
Wie - der "Faust" von Goethe ist Ihnen trotz oder gerade wegen des Durchpaukens zu Schulzeiten nicht mehr ganz geläufig? Dann sei Ihnen das berühmte (berüchtigte?) "Dramenterzett" empfohlen, dessen Spezialität die rasche und garantiert unvergessliche Wiederauffrischung des Nationaldramas der Deutschen ist. Allerdings hatte die Schauspieltruppe, wie sich beim letzten Auftritt offenbarte, ein kleines, nicht ganz unwesentliches Handicap: Hannah, die eigentlich unverzichtbare Dritte im Bunde der Mimen, war nicht erschienen - schwanger sei sie, so war zu hören. André, dem Leiter des "Dramenterzetts" (Roland Heitz), und seinem Kollegen Heiner (Florian Kaiser) blieb nichts anderes übrig, als sämtliche Rollen des "Faust" allein zu spielen. Und das sind immerhin 57, einschließlich des Gretchens.
So fängt der Spaß an in dem Lustspiel "fast Faust" von Albert Frank, das vom Heidelberger "Theater Carnivore" unter freiem Himmel auf dem Weingut Clauer im Dormenackerhof aufgeführt wurde. Die Wanderbühne, die unlängst schon mit ihrem Erstling "Mit der Tür ins Bett" auf dem Ziegenkäsehof in Nußloch zu sehen war, hat eine gute Hand mit der Auswahl ihrer Spielorte. Bei zwar tropisch heißem, aber im übrigen prächtigem Wetter präsentierte sich das rollende Theater, dessen Bühne auf der Ladefläche eines knallroten Kleinlasters (dem "Rotkehlchen") Platz findet, vor einer Traumkulisse: sich sanft ineinanderfügende Weinberge in sattem Grün, soweit das Auge reichte, und im Westen ein Blick in die Rheinebene bis Mannheim. Ein Gesamt-Bühnenbild, das fantastischer nicht sein konnte.
Der in Wien gebürtige Autor Albert Frank, der auch als Schauspieler tätig war, unter anderem bei der Badischen Landesbühne in Bruchsal, hat mit "fast Faust" ein Stück voller Witz und Pep geschrieben, das den Goethe-Klassiker genüsslich wie gnadenlos auseinander und auf die Schippe nimmt, völlig respektlos, aber durchaus liebevoll. Ganz zerstört wird der Deutschen wichtigstes Schauspiel zwar nicht, dafür aber lustvoll umgeschrieben, gekürzt und ergänzt und immer wieder persifliert. Der Titel "fast Faust" impliziert bei dem 90-Minuten-Stück sowohl die Unvollständigkeit als auch den Turbogang bei der Stoff-Darstellung (im Sinne des deutschen Begriffs für das englische Wort "fast"). Was mehr zählt, ist hier nicht die Frage - beides kommt zum Tragen.
Mit bewundernswerter Spielleidenschaft und -laune und einer stupenden Wandlungsfähigkeit setzen Roland Heitz (auch Regie) und Florian Kaiser die Komik des Stückes um. Im fliegenden Wechsel spielen sie den Zuschauer fast schwindelig, changieren mit sparsamst eingesetzten Kostümen und Requisiten von einer Rolle in die nächste. Mit herrlichen Slapstickeinlagen, improvisierten Dialogen, mit Mut zu Klamotte und Kalauer und mit frappierenden Gags gerät die Inszenierung zu einem köstlichen Goethe-Spaß an einem hochsommerlichen Abend.
Roland Heitz ist grantelnder Regisseur und - etwa als Faust - von sich selbst am meisten überzeugter Schauspieler zugleich, während Florian Kaiser sich sowohl als ironisch gebrochener, lispelnder Mephisto als auch in der Rolle des blond bezopften Gretchens als wunderbarer Komödiant zeigt. Von einem solchen "Faust" war das Publikum schlichtweg begeistert: Lang anhaltender Applaus in den Weinbergen.