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tell Tell
Ein Schauspieler ist eben auch nur ein Mensch und so wird das Projekt der drei Spielwütigen, die in Kleinstbesetzung Schillers "Wilhelm Tell" auf die Bühne bringen wollen, immer wieder vom realen Alltag eingeholt.
Kategorien
- Schauspiel, Komödien, Klassiker, Jugendstücke / Jugendtheater
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- Altersempfehlung : 15+
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Presse - tell Tell von Albert Frank
"tell Tell" als Schülertheater in Karlsruhe – Die Rheinpfalz
06. Oktober 2012
Große Stücke auf kleinen Bühnen
KARLSRUHE: Die früherer Jugendgruppe des Staatstheaters feiert die Premiere von „Tell Tell“ und will damit auch Südpfälzer Schüler für den Stoff des Schweizer Freiheitskampfs begeistern. Bis die ersten Schulen das Ensemble buchen, läuft das Stück im Kohi-Kulturraum.
Die Bühne im Kohi-Kulturraum ist klein, doch genau diese Nähe zum Publikum sucht das Jugendensemble.
von Marie Frech
"Das war so witzig!“, „Mein Zwerchfell tut weh!“ – Tatsächlich wischen sich einige Besucher noch beim Verlassen des Kohi-Kulturraums in der Karlsruher Südstadt die Tränen aus den Augen, die sie vor Lachen geweint haben. Wer glaubt dass sich diese Reaktion auf eine Kabarett- Nummer bezieht, liegt allerdings falsch. Auch wenn sich das das Kohis mit Kleinkunst einen Namen gemacht hat – an diesem Sonntagnachmittag sorgt Schillers „Wilhelm Tell“ für Begeisterung beim Publikum.
Dabei ist der „Tell“ bei der Inszenierung durch die Kohibris, die ehemalige Jugendgruppe der Staatstheaterpädagogik, nur das Stück im Stück. Denn im Stück, Albert Franks „Tell Tell“, will eine Schauspieltruppe „große Stücke auf kleine Bühnen mit große Schauspielern und kleinem Ensemble“ inszenieren.
Das Motto passt auf die Kohibris selbst: Nach dem Intendantenwechsel am Staatstheater musste sich das Ensemble von der „Insel“ verabschieden und fand eine neue Spielstätte im Kohi. Dort müssen sie allerdings mit kleiner Bühne und ohne großen Fundus auskommen. Zudem verzichten sie derzeit auf einige Mitglieder – kein Wunder, also, dass „Tell Tell“ das „Herzensstück“ der Truppe ist, wie die Leiterin Sonja Beil erklärt.
Ein klarer Vorteil des Stücks: ohne großen Aufwand kann es auch in Pfälzer Klassenzimmern aufgeführt werden. Denn trotz aller Komik und Kürzung erzählt es immer noch den Tell, ergänzt durch aktuelle Debatten um Familienpolitik und Quotenregelung. Das ist gekoppelt mit einem Theater über das Theater, etwa wenn ein Schauspielerpärchen gezwungen ist, den Nachwuchs mit zum Arbeitsplatz zu bringen. Frank arbeitet in seinem Stück das heraus, was im Schiller zwar vorhanden, aber selten so deutlich und dennoch mit einem Augenzwinkern thematisiert wird: eigentlich sind es die Frauen, die die Schweizer Revolution lostreten. So stehen denn etwa „die Frau Stauffacher und ihre Amazonen“ für die Schwyz ein.
Die Darsteller, keiner älter als 17, agieren herrlich überdreht (Paulinus Burger und Josefa Beil), und souverän im schnellen Rollenwechsel (Paul Schwörer). Auch die Technik wird von einer jungen Schauspielerin, der dreizehnjährigen Louise Allin, übernommen. Dabei geben Darsteller zu, dass sie gerade mit den Textstellen aus Schillers Original anfangs haderten. „Da hat man ja erst mal kaum Ahnung, was man eigentlich sagt“, erklärt Nora Schuler. Als Tell trägt sie knappen Lederhosen und Strumpfhosen, in einem Arm die berühmte Armbrust, im anderen ein Baby – nicht der einzige (Geschlechter-)Rollentausch, der das Publikum zum Johlen bringt. Auch die Zuschauer müssen mit anpacken, wenn das Stück – und die Kinderbetreuung – gelingen soll. Mal dürfen sie als murrender Mob, mal als Babysitter, oder gar beim Rütli-Schwur agieren. Auch der Autor des Stücks ist begeistert: „Eine fantasievolle Inszenierung, die die Gegebenheiten optimal nutzt und Spaß macht. Das ist ja das Ziel.“ Ganz klar: der Pfeil hat den Apfel getroffen.
Mit dem Original-Tell hat das Ensemble gekämpft. „Tell Tell“ schafft dagegen den Zugang.
Schweizer Erstaufführung "tell Tell" – Badische Zeitung
11. August 2012
High Noon lässt grüßen. Frei nach Schiller: Theater im Park zeigt "tell Tell" im Park in Grünen in Münchenstein im Baselbiet.
"Hannah macht den Tell und was sonst noch so ansteht", gibt der Theaterchef die Regie-Anweisung. Hannah stülpt sich den Hut auf und schreitet als Schweizer Nationalheld forsch einher – mit Armbrust über der Schulter und Säugling auf dem Arm. Schließlich ist Hannah nicht nur Schauspielerin, sondern Mutter und muss ihr Kind zur Arbeit im Theater mitnehmen... Schillers Drama "Wilhelm Tell" mal anders aufgezogen, modern und zeitkritisch, aus dem Blickwinkel heutiger Theaterleute, die unter Sparzwang großes Theater machen wollen und im Stress zwischen Kind, Kunst und Karriere aufgerieben werden: So bringt der Dramatiker Albert Frank den Stoff in seinem heiteren Schauspiel "tell Tell" frei nach Schiller auf die Bühne. Erst im Februar ist das Stück uraufgeführt worden, jetzt spielt es das junge Ensemble "Theater im Park" als Freilicht-Produktion in der Arena im Park im Grünen in Münchenstein als Schweizer Erstaufführung.
Der Plot geht so: Eine Theatertruppe stemmt den Kraftakt Tell in einer gerafften Version nach dem Motto: "Weg mit dem Ballast, hin zum Wesentlichen der Schauspielkunst". Drei Schauspieler übernehmen sämtliche Rollen in dem schweizerischen Freiheitsdrama, spielen die wichtigsten Schlüsselszenen samt Flucht bei tosendem Unwetter, Aufstand, Volksrebellion, Rütli-Schwur, Apfelschuss und Showdown in der hohlen Gasse mit Minimal-Ausstattung, Minimal-Besetzung und maximaler Wandlungsfähigkeit und maximalem Unterhaltungswert.
Allerbestes Schauspieler-Futter hat Autor Frank den drei Akteuren Tanja Horisberger, Manuel Müller und Reinhard Stehle vorgelegt. Sie nutzen die Steilvorlage weidlich aus, brillieren im rasanten Rollenwechsel, Spiellust und Verve. Regisseurin Dalit Bloch springt in ihrer effekt- und temporeichen Inszenierung zwischen der Jetztzeit und der Tell-Zeit um 1300, zwischen aktuellen Szenen im Theatermilieu und den Bühnenszenen des "Tell" hin und her. Das heißt für die Schauspieler, auch mal "aus der Rolle" zu fallen und ständig zwischen dem Heute und dem historischen Drama zu zappen.
Vor überdimensionalen verfremdeten Plakatbildern des Helden Tell dirigiert Reinhard Stehle als Conferencier und Theaterleiter diesen wahnwitzigen Tell im Schnelldurchgang und gibt auch dem gefürchteten Vogt Gessler eine hagere, finstere, bedrohliche Bosheit. Manuel Müller ist mal der fürsorgliche Schauspieler-Papa Heiner mit Fläschchen, mal stürzt er sich lustvoll tragisch und lustvoll komödiantisch in diversen Schiller-Rollen ins Revolutionsgetümmel. Tanja Horisberger wirft sich mit leidenschaftlicher Überzeugungskraft in die Rolle der überlasteten, gestressten Hannah, die unter der Doppelbelastung als Mutter und Künstlerin leidet.
Keine freien Krippenplätze, Tagesmutter zu teuer, also muss der Sohn mit ins Theater, damit Mama den Tell spielen kann. Entwaffnend in der Forschheit gibt sie diese Hosenrolle: eine Frau als Meisterschütze Tell, die Babypuppe an sich gedrückt, mutig, unerschrocken, rechtschaffen, bietet sie/er dem Landvogt Gessler die Stirn, weigert sich, den Fronhut zu grüßen. Der legendäre Apfelschuss wird in fokussierter Zeitlupe simuliert – der Pfeil fliegt in Slow Motion direkt in den Apfel. Wow! Und wie ein Westernheld beim Duell bringt Tell in der hohlen Gasse den verhassten Gessler zur Strecke. High Noon lässt grüßen!
Horisbergers Hannah sorgt dafür, dass dieser "Tell" einen neuen frauenbewegten und emanzipatorischen Anstrich kriegt. Sie besteht auf der Frauenquote beim bisher rein männlichen Rütli-Schwur und gibt die Schillerschen Frauenfiguren Berta von Bruneck und Gertrud Stauffacher als toughe couragierte Widerstandskämpferinnen. Und so tönt es dann: "Wir wollen sein ein einig Volk von Brüdern ... und Schwestern!". Ach ja, das Publikum spielt auch mit, wahlweise als Babysitter oder als murrendes, jammerndes, aufbegehrendes Volk. Das muss man gesehen haben!