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Limbo
LIMBO ist ... ein Ort zwischen Himmel und Hölle ... ein Tanz für geschmeidige Körper ... eine Komödie über Frauen und Sucht
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Presse - Limbo von Margareta Garpe
Halt und Boden verloren – Aargauer Zeitung
03. Februar 2009
Zur DSE durch die Theaterwerkstatt Rheinfelden, Schweiz, am 03.02.2019
Aargauer Zeitung, 03.02.2009
„Halt die Klappe, alter Suffkopp!“. Deutschsprachige Uraufführung: Theaterwerkstatt spielt „Limbo“, ein Stück über Frauen und Sucht
Die Rheinfelder Theatertruppe spielt das Stück „Limbo“ von Margareta Garpe und widmet sich damit dem Thema Sucht. Spielort ist die alte Cigarrenfabrik von Wuhrmann Cigars. Vergangenen Freitagabend war Premiere. Das Laientheater zeigt einmal mehr ein spannendes Stück und eine überdurchschnittliche schauspielerische Leistung.
Die schwedische Autorin Margareta Garpe ist bei uns weitgehend unbekannt, gilt aber im skandinavischen Raum als renommierte Autorin, Die Rheinfelder Theaterwerkstatt hat das von Garpe geschriebene Stück „Limbo“ adaptiert und bringt es jetzt in Rheinfelden zur Aufführung. Das Laienensemble unter der Führung von Regisseur Raphael Bachmann hat sich das Recht für die deutsche Erstaufführung gesichert - vergangenen Freitagabend war demnach in den Räumlichkeiten der ehemaligen Wuhrmann Cigars nicht nur Premiere, sondern auch deutschsprachige Uraufführung.
Das Stück "Limbo" beziehungsweise dessen Thematik dreht sich um Sucht, dargestellt anhand des Schicksals abhängiger Frauen. Daten zeigen, dass das Thema nach wie vor von gesellschaftlicher Bedeutung ist: Gemäß Geschäftsbericht 2007 der Psychiatrischen Dienste Aargau etwa finden sich hinter mehr als einem Viertel der Diagnosen im Bereich der Akutpsychiatrie psychotrope Substanzen.
Halt und Boden verloren
Im Stück von Garpe dreht sich alles um sechs Frauen, die psychotrope Substanzen in einem Maß konsumieren, dass sie Halt und Boden im sozialen Umfeld und in der Gesellschaft verloren haben. Dementsprechend finden sie sich in einer Suchtklinik wieder, wo Betty, einst selbst alkoholabhängig, die Gruppe therapiert.
Lilo (Karin Erni) ist (Ex)Junkie, die anderen fünf haben ihr Leben vorwiegend mit Alkohol ruiniert. Anwältin Hanna (Helen Hirt) überdies bringt beim Klinikeintritt Schlaftabletten in rauen Mengen mit, Kim (Carolin Steiner) hat zudem ein kleines nymphomanisches Problem. Anna Batschelet spielt Millan, die liebenswürdig-sympathische alternde Adelige. Die Pianistin steht damit zum ersten Mal überhaupt auf Theaterbrettern. Viktoria (Christine Walser) versteigt sich in der „verkoksten“ Fantasie, die Klinik als Undercover-Journalistin aufzusuchen, obwohl sie von Ehemann und Arbeitgeber zur Suchttherapie genötigt worden ist.
Wenn die Therapeutin säuft
Das Stück kommt deftig daher. Die Autorin weiß die Nadelstiche bestens zu setzen. "Ich habe noch nie nüchtern getanzt", weiß Millan zu berichten. „Aber eigentlich scheiße ich hochachtungsvoll auf Victorias Leben", lässt der zutiefst enttäuschte Ehemann der abgehalfterten Journalistin ausrichten. Kim hat noch nie nüchtern Sex gehabt, Millan beim Besuch der Enkelkinder das Haus angezündet. Anna hat den Freund ihrer Tochter totgefahren, Therapeutin Betty kommt aus dem Kurzurlaub besoffen zurück. „Black out“ - in der Fachsprache: Amnesie - ist das Stichwort das ihnen allen gemeinsam ist.
Kinder bleiben einsam und traumatisiert zurück, wenden sich für immer von der süchtigen Mutter ab - Lebenskatastrophen für die Betroffenen, persönliche Tiefpunkte, wie sie sich durchaus auch im wirklichen Leben abspielen. Fünf der sechs Figuren im Stück finden am Ende ins Leben zurück, „es ist nie zu spät“. Eine von ihnen aber ist tot - mehr soll hier nicht verraten wen den. Weitere Rollen spielen Guido Schädler (als Krankenpfleger), Guido Wiederkehr (als schwarze Figur des Abgründigen) sowie das Kuscheltier Snoken.
Zwischen Komödie und Tragik
So komödiantisch das Stück zunächst daherkommt, so tiefgründig erweist es sich für jene, die näher hinzuschauen wissen. „Garpe geht mit einem gewissen Sarkasmus an den Stoff heran“, erzählt Regisseur Raphael Bachmann im Gespräch mit der AZ. Garpes Sarkasmus ist gelegentlich, ebenso wie andere subtile Botschaften, ganz schön raffiniert zwischen den Zeilen versteckt.
Die Theaterwerkstatt hat sich also mit dem Stück auf eine Gratwanderung begeben, der sie jedoch gut zu begegnen weiß. Raphael Bachmann hat subtil und differenziert inszeniert und hat auch die musikalischen Einsätze voller Anspielungen gekonnt ausgewählt. Die schauspielernden Laien meistern die schwierigen Rollen erstaunlich souverän, lebhaft und wirklichkeitsnah. Was bleibt? Sucht als Sehnsucht oder Sucht als genetisch generiertes Phänomen? "Einst hatte ich Träume“, sagt Kim irgendwann im Stück, „jetzt Pläne: Kind, Haus, Nähmaschine." Ein spannendes, packendes Stück. Es lohnt sich.
"Leben ohne nette Lebensbegleiter“ – Neue Fricktaler Zeitung
03. Februar 2009
Zur DSE durch die Theaterwerkstatt Rheinfelden, Schweiz, am 03.02.2019
Neue Fricktaler Zeitung, 03.02.09
Das Ensemble der Theater führte am Freitagabend unter der Regie von Raphael Bachmann Margareta Garpes „Limbo“ auf. Das tragisch-komische Stück offenbart die Welt süchtiger Frauen und bricht das Siegel eines tabuisierten Themas.
Rheinfelden. Im ausverkauften Raum der ehemaligen Cigarrenfabrik Wuhrmann herrscht Stille. Die Zuschauer sitzen im Dunkeln Klassische Musik wird abrupt durch einen Sturm abgelöst. Die hastige Journalistin Viktoria und die adlige Millan treffen sich am Hafen. Die beiden Damen sind auf dem Weg auf eine Insel, wo sich ihr Ziel - die Entzugsklinik – befindet. Viktoria hofft, mit einer Story über suchtkranke Prominente die Geschichte ihres Lebens zu schreiben. Als ihr in der Klinik Laptop, Handy - und später das mit Kokain gefüllte Amulett - abgenommen werden, rebelliert sie. Mit allen Mitteln versucht sie, ihre Sachen zurückzugewinnen. Auf der Suche nach Unterstützung bei Therapeutin Betty stößt Viktoria auf eine Erkenntnis, die ihre Welt auf den Kopf stellt. Seien es Drogen, Tabletten, Alkohol und Männer - oder auch gleich alles zusammen - das Stück zeigt das Suchverhalten bei Frauen, deren Verzweiflung sowie deren direkten Weg in die Isolation und Einsamkeit.
Nicht leicht, Mensch zu sein
„Es ist nicht leicht, Mensch zu sein“, wenn das Leben ohne die netten Lebensbegleiter“ zur Hölle wird und Wahrheiten neu definiert werden müssen. Meistens scheitern gleichzeitig Ehen und und zwischenmenschliche Beziehungen, auch zu Kindern. Hinzu kommt, dass Krankenpfleger Bill und Therapeutin Betty vorbelastet sind, was zum Schluss die Tragik des Teufelskreises "Sucht" besonders verdeutlicht.
Die Darstellerinnen und Darsteller vermochten in ihren anspruchsvollen Rollen zu überzeugen. „Es ist ein heikler und schwieriger Stoff, den wir auf die Zuschauer loslassen“, meinte Regisseur Raphael Bachmann, der sich sehr zufrieden mit der Leistung seiner Laienschauspieler zeigte. „Das Stück regt zum Nachdenken an, auch über sich selbst, ohne jedoch selber ein Suchtproblem haben zu müssen“, fügt Bachmann hinzu.
Allerdings war die Thematik nicht Beweggrund für die Stückwahl. Da das Ensemble der Theaterwerkstatt vorwiegend aus Frauen besteht, machte sich Bachmann auf die Suche nach einem „Frauenstück“. „Dabei stieß ich auf Limbo, das 2004 für den Nordischen Theaterpreis nominiert war.“ Die Theaterwerkstatt Rheinfelden erwarb die Erstaufführungsrechte für den deutschsprachigen Raum.
Margareta Garpe ist es mit diesem Stück gelungen, das Thema Sucht bei Frauen auf eine tragische Weise, jedoch mit Leichtigkeit und Situationskomik aufzuzeigen. Eine Thematik, über die es sich lohnt, nachzudenken.