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Presse - Limbo von Margareta Garpe

Durch Sucht ruinierte Existenzen – Backnanger Kreiszeitung

30. Oktober 2017

von Annette Hohnerlein

Die Theatergruppe Theatelier fabula et cetera zeigt „Limbo“– Stück über das Schicksal suchtkranker Frauen
Die harmlosen Anfänge, der Weg in die Sucht, die Auswirkungen auf das ganze Leben und schließlich der Absturz: In dem Theaterstück „Limbo“ von Margareta Garpe geht es um Suchterkrankungen bei Frauen. Die Theatergruppe Theatelier fabula et cetera zeigt es im Zimmertheater der VHS Murrhardt in einer packenden Inszenierung.

MURRHARDT. Limbo ist der Name eines Tanzes, bei dem der Tänzer unter einer möglichst niedrig angebrachten Stange hindurch tanzen muss. Dass die schwedische Autorin Margareta Garpe diesen Titel für ihr Stück gewählt hat, verweist darauf, dass ein Süchtiger fast am Boden liegen muss, damit er danach wieder von seiner Sucht aufstehen kann. Im 24. Jahr ihres Bestehens hat sich die Theatergruppe der Volkshochschule Murrhardt, die unter dem Namen Theatelier fabula et cetera agiert, dieses Garpe-Stückes angenommen.
Sie sind abhängig von Alkohol, Medikamenten und Drogen. Um davon los zu kommen, reisen sie in eine Suchtklinik auf einer abgelegenen schwedischen Insel. Fünf Frauen mit unterschiedlichen Biografien und einer Gemeinsamkeit: Die Sucht hat ihr Leben ruiniert, sie sind am Boden. Obwohl sie freiwillig gekommen sind, tun sich alle anfangs schwer, sich und ihren Mitpatientinnen ihre Abhängigkeit einzugestehen.
Doch nach und nach kommen die tieftraurigen Geschichten zum Vorschein. Millan, eine Adlige (Antje Rohde), hat im Suff ihr Haus angezündet, Ex-Junkie Lolo (Elke Döderlein) hat durch die Sucht ihre Kinder verloren, die nymphomanische und alkoholkranke Kim (Franziska Hering) wurde wegen Körperverletzung verurteilt und die Juristin Hanna (Tine Nentwich) ist vom mäßigen, aber regelmäßigen in einen zwanghaften Alkoholkonsum geraten und hat im Rausch einen Menschen totgefahren.
Die Journalistin Viktoria (Jana Bernet) wollte eigentlich eine Geschichte über die Klinik machen und stellt während ihres Aufenthaltes fest, dass auch sie ein Problem mit Medikamenten hat. Und schließlich Betty (Gisela Angelbauer), die engagierte Therapeutin und trockene Alkoholikerin, die ständig Studentenfutter in sich hineinstopft. Der einzige ohne Suchtproblem ist Bill (Sven Kollak), Krankenpfleger, Hausmeister und Organisator in einer Person.
In Gruppengesprächen erzählen die Patientinnen von ihrem Weg in die Sucht. Bei Hanna fing es ganz harmlos an: „Wir haben eine Flasche Wein aufgemacht und haben getrunken, weil es uns schmeckte und weil wir es uns leisten konnten“. Irgendwann stellten sie und ihr Mann fest: „Ohne Wein hatten wir uns nichts zu sagen“. Ihre Mitpatientin Kim bekennt: „Ich hatte noch nie Sex, ohne betrunken oder bekifft zu sein.“ Lolo, der das Jugendamt aufgrund ihrer Drogensucht ihre Kinder wegnahm, findet einen gewissen Halt in der Religion: „Lieber Gott, befreie mich von mir selbst.“
In den schonungslosen Beichten geht es um das Scheitern von Beziehungen, um ein Leben am Rand der Gesellschaft und ein Selbstwertgefühl, das am Boden liegt: „Du bist doch auch nur ein Parasit am Körper der Gesellschaft.“ Immer wieder kommt es zu Auseinandersetzungen zwischen den Patientinnen. Szenen voller Aggressivität wechseln sich ab mit innigen Momenten, in denen sich die Streithähne in die Armen fallen und gegenseitig Halt geben. Therapeutin Betty weiß aus eigener Erfahrung, wie sich die Sucht anfühlt: „Solche Menschen wie wir sind total verängstigt. Dann trinken wir das erste Glas oder nehmen die erste Droge, und dann haben wir ein Zuhause gefunden.“
Der kleine Raum im Grabenschulhaus der VHS mit seinen 40 Sitzplätzen bietet Theater auf Tuchfühlung. Da landet schon mal ein Koffer auf den Knien eines Zuschauers in der ersten Reihe. Bei den Gruppentherapiestunden sitzen die Besucher sozusagen mit im Stuhlkreis.
Regisseur Detlef Neumann hat eine stimmige Inszenierung geschaffen, die das Publikum mitten hinein zieht in die erbärmliche Existenz von schwer Abhängigen. Der Zuschauer gerät unwillkürlich in den Sog der Ereignisse, er ist nicht nur körperlich, sondern auch emotional ganz nah dran an den Protagonisten.
Der eine oder andere mag sich fragen: Wie sieht es mit mir aus, bin ich auch gefährdet? Ist das regelmäßige Feierabendbier, das Glas Wein zum Abschalten schon eines zu viel?
Die Darsteller schaffen es, ihr Publikum zwei Stunden lang zu fesseln. Gekonnt und voller Engagement vermitteln sie die Depressionen und Selbstvorwürfe der Betroffenen, die Kämpfe untereinander und mit sich selbst und die Stationen auf dem schweren Weg aus der Sucht. Trotz des ernsten Hintergrundes erlebt der Zuschauer jedoch kein schwermütiges Drama, sondern ein spritziges Stück Theater mit einer guten Portion Humor und einer deutlichen, teilweise drastischen Sprache.
Die Kostüme veranschaulichen die Fortschritte in der Genesung der fünf Frauen. Die Neuankömmlinge müssen anfangs von morgens bis abends einen Bademantel tragen, den sie im Lauf der Behandlung aber gegen Alltagskleider eintauschen dürfen. Am überraschenden Ende des Stückes erscheinen diejenigen Patientinnen, die ihre Sucht überwunden haben, dann in fröhlich bunt geblümten Kleidern.

Inklusionstheater – im Blick.Punkt. Zeitschrift des Amateurtheaters Oberösterrreich Nr. 4/2014

01. Dezember 2014

Inklusion (lat.: inclusio: „Einschluss“; auch:  Einbeziehung, Eingeschlossenheit, Zugehörigkeit)

Inklusionstheater - also die gemeinsame Theaterarbeit von Profis mit Menschen mit besonderen Bedürfnissen - gewinnt europaweit immer mehr an Bedeutung.

Das seit einigen Jahren bewährte KUKTHEATER, ein Zweig von promente OÖ, das sich zurecht einen gewissen Bekanntheitsgrad in der Arbeit mit psychisch Beeinträchtigten erworben hat, brachte „Limbo“ der Stockholmer Autorin Margareta Garpe zur Österreichischen Erstaufführung.

Der spannende, starke Text ist in einer Klinik für Suchtkranke, die auf einer schwer zu erreichenden Insel liegt, angesiedelt. Hier suchen prominente wie auch „normale“ Menschen nach Heilung und neuen Perspektiven.

Fünf Frauen, vom einst obdachlosen Junkie bis zur karrierebesessenen, einst erfolgreichen Journalistin, die glaubt, nur für eine Reportage hier zu sein, wollen sie unter Leitung der früher selbst betroffenen Therapeutin Betty, assistiert von Pfleger Bill, ihre Sucht bekämpfen. Nach anfänglicher Verweigerung beginnen sie offen über ihren Weg in die Abhängigkeit zu erzählen.

Regisseurin Katharina Bigus, die selbst als Betty zu sehen war, hat im sterilen Therapieraum von Roland Ploner, der intensive Lichtstimmungen (Alexander Böhmler) ermöglichte, mit ihrem Team eine intensive Inszenierung von großer Geschlossenheit geschaffen und eine äußerst homogene Ensembleleistung erwirkt.

Supertalente im „Limbo“ der Theaterwerkstatt – fricktal24.ch

06. Februar 2009

Zur DSE durch die Theaterwerkstatt Rheinfelden, Schweiz, am 03.02.2019 

fricktal24.ch, 06.02.2009


„Limbo“ - Grossartige Premiere der Theaterwerkstatt Rheinfelden
Mit „Limbo“ präsentiert die Theaterwerkstatt Rheinfelden unter der Regie von Raphael Bachmann ein wunderbares Stück, in dem es um weiblichen Sarkasmus, Ironie und Selbstfindung geht. Ein spritziges und ehrliches Stück, das jeden in seinen Bann zieht.


Supertalente im „Limbo“ der Theaterwerkstatt
Frauen. Mit Problemen. In einer Suchtklinik. Das lässt schon erahnen, welch abenteuerliche und spannende Geschichten sich daraus ergeben. Am Freitag dem 30. Januar fand die Premiere des Theaterstückes „Limbo“ in der atmosphärischen Cigarrenfabrik Wuhrmann, Rheinfelden statt, deren Besuch sich allemal gelohnt hat und nachhaltig weiter wirkt.
Im Stück der Theaterwerkstatt geht es um verschiedene Frauen, die aus unterschiedlichen Gründen in einer Suchtklinik sind. Einige sind schon länger da, andere sind Neuzugänger und jede hat ihre ganz eigene Story und persönliche Ziele, welche während der Geschichte nach und nach ans Licht kommen. Was Frauen, die nichts mehr zu verlieren haben, denken und fühlen und vor allem, was sie dann alles sagen, wenn sie nicht mehr auf gesellschaftliche Etiketten achten müssen, ist witzig, herrlich offen und direkt. Eine fantastische Inszenierung, nicht nur für Frauen geeignet, ganz im Gegenteil…
Talentierte Schauspieler
Das Stück selbst ist einzigartig und schafft es, den Zuschauer vom Anfang bis zum Schluss mitzureissen. Die Spannung ist anhaltend, die Szenen wechseln sich fließend und ohne Unterbrechungen ab. Die Geschichte nimmt interessante, nicht vorherahnende Wendungen und das Publikum möchte keine Sekunde verpassen, weil es unbedingt wissen muss, was als nächstes passiert. Genau dieses Gefühl macht ein gutes Stück aus.
Doch die geniale Beschaffenheit der Aufführung ist nur die Hälfte des Kuchens. Die Schauspieler selbst bringen eine Glanzleistung hervor. Der Hoffnungslosen glaubt man ihre Ziellosigkeit, der Egoistischen ihre Selbstbezogenheit und mit der Süchtigen ist Mitleid angesagt. Die Zuschauer kauften den Damen auf der Bühne den gespielten Charakter vollkommen ab, weil sie diesen so authentisch darzustellen vermögen. Vor allem die Therapieleiterin wird sensationell dargestellt und erinnert mit ihrer Gestik und Überzeugungskraft sowie dem Abhandensein von von künstlichem Theaterspiel, an die großartige Meryl Streep.
Wie bereits geschrieben, „Limbo“ in Kombination mit der schauspielerischen Leistung des Ensembles der Theaterwerkstatt Rheinfelden und dem außergewöhnlichen Spielort, ist ein wahres Juwel in der schweizerischen Theaterszene.