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fast Faust
„Faust“ ist von Goethe, ein Stück mit 57 Rollen. Doch in Zeiten der Sparmaßnahmen muss man auch mit zwei auskommen. Der Teufel steckt nicht nur im Pudel, sondern auch im Detail
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- Schauspiel, Komödien, Klassiker
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Presseartikel nach Stücke
Presse - fast Faust von Albert Frank
Drama im tablet-Format – nordbayern.de
10. Februar 2014
Drama im tablet-Format bei den SPD-Kulturtagen – Zur Premiere von "Extraordinary Stage" in Schwabach
„Fast Faust“ – Klassiker in knackiger Kürze
Start der Schwabacher SPD-Kulturtage im Bürgerhaus von Carola Scherbel
Wie angenehm: Faust in 90 Minuten, Weltliteratur im Tablet-Format, ein „Drama to go“. Mit einem schauspielerischen Terzett, das kurzfristig zum Duo geschrumpft ist, mit Perücke und Papierhörnchen, mit Baskenmütze, Schürze und BH lässt sich „Fast Faust“ in knackiger Kürze inszenieren.
Die Passauer Studenten Jan Nießen und Maximilian Karg haben sich mit Regisseur Sebastian Ruppert unter dem Namen „Extraordinary Stage Explosion“ den Klassiker vorgenommen, auch bei den SPD-Kulturtagen unterhalten sie die Zuschauer im voll besetzten Bürgerhaus mit der Kombination aus Tragödie und Comedy bestens.
„Goethe ist für alle da, falleri und fallera.“ Der Reim steht als Leitmotiv über dem Ziel, den großen Klassiker mit kleinem Ensemble groß zu besetzen. Aber schon droht Ungemach: Das Ensemble ist noch kleiner, als die Zuschauer glauben. Denn von den drei Schauspielern fällt eine wichtige – nämlich das Gretchen – aus, weil ein Schwangerschaftstest positiv ausfiel und die werdende Mutter nicht all die „bad vibrations“ der Tragödie inklusive Kindsmord durchleiden soll.
Mephisto als Gretchen
Also müssen die Requisiten in noch rasanterer Folge vor und hinter den schwarzen Bühnenvorhang fliegen. Und Faust muss nun doch die Hexe spielen, das findet er, der immerhin „Gründer, Intendant, Chefdramaturg und erster Schauspieler“ ist, sei unter seiner Würde. Aber auch Mephisto muss ab und an seine kleinen Teufelshörnchen ablegen und das Gretchen mit Perücke und Gesang geben.
Dazu gesellen sich Diskussionen um dramaturgische Feinheiten, die auf offener Szene ausgetragen werden müssen. So hält beim Osterspaziergang Wagner auf Faustens Frage: „Für was hältst du das Tier?“ den Hund „für eine deutsche Dogge“. Seine Begründung erscheint nachvollziehbar: „Pudel find ich doof, da passt ein Teufel doch gar nicht rein.“
Trotzdem fliegt ein winziger Stoffhund auf die Bühne, und die Verwandlung des Pudels in den Herrn der Unterwelt, diese „Herausforderung für jeden Regisseur“ wird glanzvoll gemeistert – wenn das Gelächter des Publikums als Gradmesser dafür dienen darf.
Der Fortgang der Handlung wird immer wieder unterbrochen. Einerseits, weil Auerbachs Keller kurzerhand in die Pause verlegt wird. Andererseits, weil die beiden Schauspieler uneins sind über die Ursachen für den Schwangerschaftstest, auch der Gebrauch der dramatischen Tarnkappe und der fokussierenden Zeitlupe wird ausführlich erörtert. Denn das Schmuckkästchen muss von Zauberhand in Gretchens Zimmer wandern oder – noch schwieriger – Gretchens Bruder stirbt im Duell, steht aber als Faust noch auf der anderen Straßenseite. Andere dramaturgische Herausforderungen werden dagegen im Handumdrehen gelöst: Als Spiegel mit dem Antlitz der schönen Helena tut es in der Hexenküche auch das Playboy-Poster einer hindrapierten Schönheit. Und als Gretchen die Er-liebt-mich-er-liebt-mich-nicht-Blumenblättchen in der richtigen Reihenfolge abgezupft, den Riegel zur Stube offen gelassen und der Mutter den Schlaftrunk verabreicht hat, fliegen Backstage so richtig die Fetzen der Lust in Form von Perücke und BH.
Duo der Multitasker
Gottlob ergeht es ledigen Müttern heute anders als zur Zeit des Doktor Faustus: Das moderne Gretchen muss ihr Kind nicht mehr ertränken, die unsichtbare Dritte im Bunde der Bühnenkünstler darf ihren Mutterschutz genießen – und die Zuschauer haben auch ohne das scheinbare Gretchen viel Spaß an dem Klamauk mit klassischem Anstrich, den die beiden Multitasker Jan Nießen und Maximilian Karg unter der Regie von Sebastian Ruppert ihnen auftischen.
Fast Faust - Goethes Werk im Schnelldurchgang – Westdeutsche Zeitung
30. September 2013
Von Carolin Skiba
In Frank Mestres Regiearbeit kommt der dramatische Klassiker nicht nur kurz, sondern eher komödiantisch daher.
Der Schein trügt: Dieser Faust kommt nicht wie gewohnt dramatisch daher, sondern unterhält auf kurzweilige Weise.
Krefeld. Goethes Faust ist der Klassiker der deutschen Literatur. Gelesen hat ihn aber nicht jeder. Zu schwer mögen die meisten denken. Das war auch das Argument von Regisseur Frank Mestre, als Schauspieler Frank Maier ihm vorschlug, das Stück auf die Bühne zu bringen. Eine abgespeckte, leicht verständliche Version musste her: Albert Franks Version „Fast Faust“.
Die Herausforderung war es, so erzählt Maier, das Stück in 70 Minuten so zu erzählen, dass am Ende jeder weiß, worum es geht. Und das mit nur zwei Darstellern für ein Stück, in dem es 57 Rollen zu spielen gibt. Vorweg ist zu sagen: es ist ihnen gelungen. Der große, schlanke Maier, der in die Rolle des Fausts schlüpft, und sein Kollege Angelo Micaela-Enghausen nehmen das Publikum mit wenigen Mitteln auf eine Reise durch Goethes Werk. Dabei spielen sie nicht starr ihre Rollen, sondern wechseln immer wieder von den bedeutungsschweren Versen des Dichters in die reale Situation auf der Bühne.
In einem humorvollen, authentischen Schlagabtausch erinnern sie einander an die Idee und das Vorhaben, Faust in der kurzen Zeit durchzuspielen. Dabei vergessen sie keineswegs die wichtigen Stationen der Geschichte, wie etwa den Osterspaziergang, Auerbachs Keller oder der Nachbarin Haus. Ihnen gelingt es durch ihr bloßes Spiel, Bilder im Kopf des Zuschauers entstehen zu lassen. Wenige Hilfsmittel, wie ein Kleid, das sich Micaela-Enghausen überzieht, genügen, um Textstellen zu verdeutlichen und die Inszenierung aufzulockern.
Ihr komödiantisches, lebhaftes Spiel lässt das Stück zu keiner Zeit langatmig werden, selbst wenn es in den Vers-Dialog wechselt. Diese Szenen dauern ohnehin immer nur einige Minuten, bis einer den anderen wie aus heiterem Himmel unterbricht und das Spiel des anderen infrage stellt. Das Publikum amüsiert sich und am Ende ist es den Darstellern tatsächlich gelungen, den Inhalt des Stücks zu vermitteln: Auftrag erfüllt. Dass ihre Version rückblickend eher eine Komödie als eine Tragödie ist, tut dem Stück keinen Abbruch. Im Gegenteil, schließlich ist es ja auch nur fast Faust.
"Faust" für zwei - Heidenspaß im Kresch – Rheinische Post
30. September 2013
Im Zwei-Personen-Stück "Fast Faust" glänzen Frank Maier und Angelo Micaela-Enghausen als Komödianten: Sie spielen Schauspieler, die ihre liebe Not dabei haben, den ganzen Faust zu geben. Jeder Gag sitzt; das Publikum war begeistert.
von Jens Voss
Ein Mann will den „Faust“geben, der Intendant ist unwillig, man feilscht um Minuten, bis er 70 Minuten und einen zweiten Mann bekommt. Wie man zu zweit der Deutschen heiligstes Theaterstück hinkriegt – das ist die Ausgangslage im Zwei-Personen-Stück „Fast Faust“von Albert Frank, das voller Witz den Faust ebenso parodiert wie das Spielen von „Faust“. "Ich muss als 14-jährige Jungfrau für Faust schwärmen - ich bin blockiert", sagt irgendwann einer der Schauspieler, der dazu ein geblümtes Kleidchen trägt und mit einer Halbglatze so weiblich ist wie eine Dose Ravioli. Dieser Gag - Mann im Kleid spielt Frau - ist seit "Charleys Tante" ein Slapstick-Klassiker, und er zündet wieder. Kresch beweist: Auch Goethe hatte eine Tante.
Anfangs zuckt man zusammen, als im Prolog vor Goethes Prolog das offenbar unvermeidliche Wort fällt, mit dem Erwachsene so gern Nähe zur Jugend proklamieren: Was muss man tun, damit Jugendliche Faust "cool" finden? Diese Frage bleibt am Ende offen, weil das Wort nun mal nebulös ist. Was "Fast Faust" allerdings zeigt, ist, was für ein Heidenspaß es macht, diesem Spiel vom Stück im Stück zu folgen.
Die Schauspieler Frank Maier und Angelo Micaela-Enghausen spielen also zwei Schauspieler, die 70 Minuten und ein Mini-Bühnenbild für ihren Faust haben. Beide schlüpfen in viele Rollen, thematisieren dabei die Wirrnis der Rollenverteilung ("Du spielst die Hexe"), die Not der Zeit ("Du musst schneller spielen; wir haben noch 66 Minuten") und die Not mit dem Text. In einer hinreißenden Szene lässt Gretchen (Angelo Micaela-Enghausen) sich den Text von einer Zuschauerin soufflieren, schwärmt von Faustens "Birne", fragt flüsternd nach, ob das da wirklich steht, und reklamiertdann lauthals richtig "Stirne". Das Ganze gipfelt in einem Blues, in den Gretchen sich hyperventilierend hineinsingt: So witzig hat man Goethe lange nicht gehört.
Die zuschauer werden mit eingebunden, wenn sie soufflieren, einen imaginären Spiegel halten oder beim Osterspaziergang "Hoch Faust" intonieren; das Stück wird neu arrangiert und durchdiskutiert, etwa wenn Wagner dafür plädiert, den Pudel zur Dogge zu machen, damit der Teufel (des Pudels Kern) mehr Platz hat. Die eigene Regie fällt bei den Schauspieler-Figuren schon mal durch: "Das ist doch kein B-Horrorfilm", entfährt es - aus der Rolle als Faust fallend - Faust, als sein Kollege per "Zauberhand" ein Buch bewegt.
Das Ganze gelingt wunderbar leicht und überaus witzig. maier und Micaela-Enghausenliefern exzellentes Schauspieler-Handwerk ab. Spielwitz, Timing, Tempo und Sprechkultur: Alles sitzt. Die Zuschauer applaudieren begeistert.
Das Kresch-Publikum erwies sich übrigens als Generationentreffen: Theaterfreunde älteren Semesters waren ebenso vertreten wie Schüler. Hier kristallisiert sich die einzige Anfrage an den Abend heraus: Dieses ironische Spiel um das Spielen von Faust versteht nur, wer ihn bereits kennt. Insofern eignet sich die Parodie immer nur bedingt, um jemanden an das Original heranzuführen. So wächst der andere Wunsch, die andere Herausforderung aus diesem wunderbar heiteren Theaterabend: 70 Minuten Kresch-Faust, einmal ganz ergreifend und ernst. Das theatralische Können für dieses Wagnis ist da.