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Barbie, schieß doch!!!
Ehrgeizige Eltern feuern ihre Tochter auf dem Fußballplatz an, sie wollen das Tor und das Glück für ihre Tochter erzwingen.
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- Komödien, Jugendstücke / Jugendtheater
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- Altersempfehlung : 12+
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Presse - Barbie, schieß doch!!! von Sebastian Seidel
„Barbie, schieß doch!!!“ am Theater Pforzheim: Schlagabtausch am Spielfeldrand – Pforzheimer Zeitung
19. Oktober 2019
von Nico Roller
Pforzheim. „Barbie, schieß doch!!!“ feiert Premiere am Stadttheater Pforzheim. Das humorvolle Stück inszeniert elterlichen Erwartungsdruck, der sich am Ende in eine handfeste Auseinandersetzung entwickelt.
Warum klappt das denn nicht? Bernd regt sich auf. „So eine Sch...!“ Das muss doch klappen. Bernd lehnt sich über das Geländer des Sportplatzes. Auf dem Spielfeld hat seine Tochter noch immer nicht getroffen. Bernd klatscht in die Hände, geht nervös auf und ab. Seine Tochter ist schließlich der Star des Spiels. Das weiß doch jeder.
Eigentlich heißt sie Barbara. Aber er nennt sie Barbie. Sie spielt Fußball – in der Mannschaft der Jungs. Bernd sieht darin kein Problem, seine Frau Claudia schon. Sie ist nicht mit allem einverstanden, was ihr Mann macht. Und so dauert es nicht lange, bis sich auf der Bühne des Stadttheaters in Sascha Meys Inszenierung von Sebastian Seidels Jugendstück „Barbie, schieß doch!!!“ eine handfeste Auseinandersetzung entwickelt: über die richtige Erziehung von Kindern, über zu hohen Erwartungsdruck und über die Frage, wie viel Leistung man in jungen Jahren bringen kann.
Am Spielfeldrand diskutieren zwei Charaktere miteinander, die unterschiedlicher kaum sein könnten: Bernd (gespielt von Alexander Doderer) ist der Vertreter des Leistungsprinzips. Einer, der alles besser weiß und sich jeden Tag im Familienbetrieb den Arsch aufreißt, während seine Gattin sich denselben in der Stadtverwaltung plattsitzt. Behauptet er zumindest. Claudia (Myriam Rossbach) ist das genaue Gegenteil: das typische Frauchen, ein bisschen naiv und immer um das Wohl ihrer Kinder besorgt. Gern erinnert sie sich an früher, als Bernd noch charmant und zuvorkommend war. Lange ist es her. Jetzt brüllt er seiner Tochter Barbie vom Spielfeldrand aus Anweisungen entgegen und glaubt, er täte ihr damit einen Gefallen.
Mit Sohn Konstantin kann er wenig anfangen. Der „eingebildete Lackaffe“ ist Vegetarier, hat nur seine Frisur und seinen Body im Kopf. Und dann klebt er immer mit diesem Roland zusammen, dem „Schnösel“, der nicht nur ein Freund, sondern sein Freund ist. Bernd erfährt als Letzter davon, weil Konstantin Angst hat, es ihm zu sagen. Wenn Claudia und Bernd über ihre Kinder sprechen, dann geht es nicht ohne Konflikte. Rossbach und Doderer schreien sich an, diskutieren lautstark und fuchteln wild in der Gegend herum. Beide haben auf der nur spärlich mit einem Eisengeländer und einem davor liegenden Stück Rollrasen ausgestatteten Bühne viel Raum, um ihre Charaktere lebendig werden zu lassen. Die beiden Kinder sind auf der Bühne nie zu sehen. Sie werden nur in den Äußerungen ihrer Eltern charakterisiert.
Die Eskalation ist Teil der Inszenierung, von Anfang bis Ende. Eine Steigerung hin zur Peripetie findet nicht statt. Stattdessen wird humorvoll ein An- und Abschwellen des Konflikts präsentiert, ein Hin- und Herpendeln zwischen lautstarker, teilweise ins Klamaukige abdriftender, nicht auf Klärung ausgelegter Streiterei und einem auf emotionaler Ebene liegenden Dialog, der zur Lösung führen könnte, wenn er weiterverfolgt würde. Wird er aber nicht.
Der Spielfeldrand scheint nicht der richtige Ort dafür zu sein. An ihm können gesellschaftlich relevante Themen wie zu hoher, von den Eltern ausgeübter Leistungsdruck oder der Umgang von Jugendlichen mit der eigenen Homosexualität nur angeschnitten, aber nicht ausdiskutiert werden. Als im Stück das Fußballspiel endet, ist auch die Diskussion vorbei. Unbefriedigend? Nein. Eher ein Anreiz zum Nachdenken.
1:0 - Barbie, schieß doch! – www.a3kultur.de
22. Juli 2011
Die Sommerproduktion des S'ensemble Theaters steht im Endspiel
Zur Uraufführung am S'ensemble Theater, Sommertheater Jakoberwallturm, Augsburg
UA: 16.7.2011; R: Jörg Schur; D: Florian Fisch, Daniela Nering
1:0
Als einer der beachtenswerteren Beiträge zum kulturellen Rahmenprogramm der Frauenfußball- WM in der eigenen Stadt dürfte uns das herrliche Stück »Barbie, schieß doch!« in Erinnerung bleiben. Dies hat nur bedingt mit dem wunderbaren Sommerabend zu tun, in den hinein uns das S’ensemble Theater die Uraufführung inszeniert hat. Der Text von Sebastian Seidel ist schlichtweg gelungen und die schauspielerische Leistung von Daniela Nering und Florian Fisch auf der kleinen, zum Sommer- Open-Theater improvisierten Bühne am Jakoberwallturm wurde von Regisseur Jörg Schur zu 110 Prozent auf den Punkt gebracht.
Nering und Fischer spielen das Ehepaar Drill. Papa Drill lebt für den Verein und wünscht sich nichts mehr, als dass Barbie seine geplatzten Träume von der eigenen Karriere als Fußballstar zu einem späten Happy End bringt. Mama Drill ist in der Halbzeitpause für Kaffee und Kuchen verantwortlich und hält ansonsten den Kontakt zur Außenwelt. Denn eines ist klar, nur hier auf dem Sportplatz spielt für den unglücklichen Metzgermeister Drill das echte Leben.
Ihr Töchterlein Bärbel aka Barbie hat Spaß am Fußball und genügend Talent, um in der Jungenmannschaft mitzumischen. Ein letztes Mal noch soll sie dort aushelfen. Es geht um den Aufstieg und die Drills verfolgen natürlich auch dieses Match vom Spielfeldrand aus.
Doch diesmal ist irgendetwas anders. Ab einem gewissen Punkt können die aufgestauten Frustrationen der beiden nicht mehr gelenkt werden. Die Kampfbahn des Stadions verwandelt sich zusehends zum Schlachtfeld in eigener Sache. Pläne werden vernichtet, Positionen zertrümmert und Träume zerstört. Dabei wird allerdings so wunderbar überzogen agiert, dass noch die platteste Attitüde das nötige Quantum an Spannkraft hält. Wie leicht hätte der Regisseur das einem Minenfeld gleiche Stück an nicht nur einer Stelle in die Luft jagen können. Doch das war an diesem Premierenabend weder mit Daniela Nering als kurzsichtige, sexy Cheerleader-Mami noch mit Florian Fisch zu machen. Dieser agierte irgendwo zwischen dem nicht mehr ganz jungen Jean-Paul Belmondo und einem gut aufgelegten Louis de Funès. Und das ist doch einiges mehr, als so manch anderer von seiner Rolle behaupten kann.
Der Fußball spielte an diesem Abend zum Glück keine tragende Rolle. Er war Staffage. Austauschbar. Genau genommen ebenso wie bei »City of Peace«, dem kulturellen Rahmenprogramm zur WM. (kaj)
Wenn Eltern von Stars träumen – Augsburger Zeitung
18. Juli 2011
Zur Uraufführung am S'ensemble Theater, Sommertheater Jakoberwallturm, Augsburg
UA: 16.7.2011; R: Jörg Schur; D: Florian Fisch, Daniela Nering
„Barbie, schieß doch!“ am Jakoberwallturm Von Katharina Maier
Barbie, alias Bärbel, spielt leidenschaftlich Fußball, aber Bruder Konstantin, der sich selbstironisch den Spitznamen „Ken“ gegeben hat, verbringt seine Zeit lieber mit Freund Roland – und angeblich vor dem Spiegel. So ändern sich die Zeiten und die Rollenbilder, wie der fußballfanatische Vater (Florian Fisch) und die mädchenhafte Mutter (Daniela Nering) in Sebastian Seidels neuestem Stück erkennen müssen. Am Samstagabend feierte „Barbie, schieß doch!“, das begleitend zur Frauenfußball-WM entstanden ist, im Sommertheater am Jakoberwallturm seine offizielle Premiere.
Beachtliches Maß an Energie auf der Bühne
Anders als bei der Preview im wohl schlichtweg zu großen Kulturstadion auf dem Rathausplatz, bei der Alois Knoller noch den Mangel an Tempo und Emotion beklagte, gelang es Fisch und Nering in der familiären Atmosphäre des Sommertheaters am Jakoberwallturm, den ganzen Abend über ein beachtliches Maß an Energie auf die Bühne zu bringen.
„Barbie, schieß doch!“ ist ein kleines, feines Familiendrama, das fast ausschließlich über den Dialog der Eltern am Rande des Fußballfelds vermittelt wird. Barbie spielt nämlich gerade mit der Jungenmannschaft um den Aufstieg und, laut Vater Bernd, um ihre Zukunft. Doch geht es hier tatsächlich um Barbies Träume oder nicht doch um die seinen? Der Schmerz um die eigene verpasste Fußballkarriere begleitet den ehemaligen „Bernadonna“ in Form einer Knieverletzung, die im Laufe des Stückes immer ausgeprägter wird. Er verwandelt ihn von einem nur leicht überzeichneten, überenthusiastischen Fußballvater in eine mitleiderregende, fast tragikomische Figur.
Die Dramatik findet zwischen den Zeilen statt
Mutter Claudia dagegen bleibt stets in der Schwebe zwischen ihren rosaroten Träumen von einer Ballett tanzenden Tochter und zahlreichen Enkelkindern und der Einsicht, dass ihre Kinder ihre eigenen Vorstellungen vom Leben haben.
„Barbie, schieß doch!“ ist ein Familienstück zum Schmunzeln. Die große Dramatik findet fast ausschließlich zwischen den Zeilen statt. Ob man das dem Stück als Stärke oder Schwäche auslegen will, liegt im Auge des Betrachters. Jedenfalls führen uns Autor Sebastian Seidel, Regisseur Jörg Schur und die Schauspieler Fisch und Nering einen teils amüsanten, teils anrührenden Ausschnitt des alltäglichen Dramas um Kinder und vor allem Eltern vor Augen.