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Presse - Am Bildschirm Licht von Vangelis Hatziyannidis

Interview mit Vangelis Hatziyannidis, Autor – diablog.eu

20. März 2017

Am 26. März, 21. und 24. April 2017 um jeweils 11.00 Uhr wird Vangelis Hatziyannidis‚ Jugendstück „Am Bildschirm Licht“ erneut am Berliner Schlosspark Theater aufgeführt. Sophie Persigehl hat sich mit dem Autor getroffen und ihm nach der Aufführung ein paar Fragen gestellt.

Woher stammt die Idee für das Stück?

Als ich „Am Bildschirm Licht“ schrieb, hatte ich mir ein Ziel gesetzt: Ich wollte ein Stück schreiben, das über das Gute spricht, ohne zu moralisieren, und das den (jugendlichen) Zuschauern eine Botschaft von Gerechtigkeit vermittelt, ohne lehrerhaft oder ermüdend zu wirken. Es sollte eine Geschichte sein, welche die Hauptfiguren vor ein moralisches Dilemma stellt. Das war die ursprüngliche Idee. Es sollte eine heutige und alltägliche Geschichte, eine extreme und dennoch glaubhafte metaphysische Erzählung sein.

In der Textvorlage gibt es so gut wie keine Regieanweisungen. Wie hat Ihnen die Umsetzung gefallen?

In meinen Stücken halte ich mich mit Regieanweisungen immer zurück. Es muss auch Raum für kreative Fantasie für den anderen oder die anderen Künstler geben, die sich mit dem konkreten Text auseinandersetzen. Die Gruppe YAS hat sich voller Hingabe mit meinem Werk befasst und seine „subversiven Elemente“ ausgelotet. Dafür bin ich dankbar.

In der Aufführung des YAS sind Musik und Videos ein wichtiger Bestandteil des Stücks. Unterscheidet es sich damit grundlegend von der Athener Inszenierung?

Ja, wir reden von zwei ganz unterschiedlichen Aufführungen, wie man im Grunde auch erwarten kann. Bei der Athener Inszenierung im Onassis Kulturzentrum hatten die Videos eine andere Funktion, er handelte sich im Wesentlichen um eine Live-Aufnahme der Schauspieler während des Stücks. Auf den Bildschirmen erschienen Detailaufnahmen ihres jeweiligen Spiels. Die Musik stand im Vergleich zur deutschen Aufführung weniger im Mittelpunkt. Eine Tatsache hat mich jedenfalls beeindruckt: Das Publikum hat im Grunde an denselben Stellen gelacht!

In der Textvorlage gibt es fünf handelnde Personen. Der Regisseur des YAS hat eine Person, die nur im Kontext vorkommt, zum Leben erweckt und ihr noch eine weitere Figur zur Seite gestellt. Es geht um die Person des „Strebers„, dem die entscheidende Rolle zufällt, eine Lehrerin bloßzustellen – oder auch nicht. Wie gefiel Ihnen diese Möglichkeit, eine Figur aus dem Hintergrund ins Licht zu rücken?

Da ich nur sehr wenig Deutsch kann, konnte ich den Sprechpartien der beiden eingefügten Rollen nicht ganz folgen. Trotzdem habe ich das Gefühl, dass ihre kurzen Auftritte zwischen den Szenen der Inszenierung noch mehr Lebendigkeit verliehen haben. Das Publikum, das ist mir aufgefallen, hat sich bei ihren Sprüchen immer wieder amüsiert. So haben sie, wie ich annehme, das ursprüngliche Schülerpersonal des Stücks bereichert.

Sie haben die Reaktion des Publikums bei der Premiere miterlebt. In Berlin hat das Publikum stark auf die Schülersprache, auf vulgäre Ausdrücke reagiert. Hat sich das in Ihrer Wahrnehmung stark vom Feedback in Athen unterschieden?

Meiner Erinnerung nach hat das jugendliche Schülerpublikum in Athen ganz natürlich auf die Sprache auf der Bühne reagiert, die es ja auch im Alltagsleben verwendet. Ein bisschen unwohl haben sich nur die Klassenlehrer gefühlt, die bei einigen Aufführungen mit dabei waren. Trotzdem hat sie die „freizügige“ Sprache des Textes nicht gehindert, das Stück hinterher anderen Kollegen weiterzuempfehlen. Vielleicht deshalb, weil der Gesamteindruck – das Gefühl, das die jungen Zuschauer mit nach Hause nehmen – absolut „jugendfrei“ ist.

Im Zentrum des Stückes steht Haris, eine Person, die psychologisch sehr interessant und speziell ist. Bei ihm geht es um Machtausübung und um Manipulation der anderen. Er fühlt sich als etwas Besonderes und scheitert gleichzeitig an diesem Überlegenheitsgefühl, da es ihn von der Gemeinschaft der anderen ausschließt. Er zieht die Fäden und beeinflusst die Schüler, eine Lehrerin ins Visier zu nehmen. Um diese Figur und ihr Verhalten so genau beschreiben zu können bedarf es eines tieferen Einblicks in die Psychologie oder Psychiatrie. Haben Sie dazu einen entsprechenden Bezug?

Ich stimme der Beschreibung der Hauptfigur zu. Ich würde noch hinzufügen, dass diese besondere Eigenschaft (nämlich, die Reaktionen und das Verhalten anderer Personen manipulieren zu können) am Ende des Stücks seine ideale Umsetzung findet. Haris beschließt nämlich, Regisseur zu werden! Vielleicht war diese ganze Geschichte, die wir auf der Bühne mit verfolgen, eine Art Generalprobe für einen Film, den er in Zukunft drehen wird. So verwandelt sich diese Eigenheit am Schluss in eine „Gabe“. Und Haris ist bestimmt ein begabter Regisseur. Schade, dass das Stück endet, bevor wir das miterleben können.

Interview: Sophie Persigehl/Vangelis Hatziyannidis. Übersetzung: Michaela Prinzinger.

Schlosspark Theater zeigt erstmals Jugendstück – Berliner Woche

10. Februar 2017

Das Schlosspark Theater erweitert sein Repertoire um ein Stück für Jugendliche, von Jugendlichen gespielt. „Am Bildschirm Licht“ befasst sich mit der Macht der Medien und wird erstmals in deutscher Sprache aufgeführt. Premiere ist am Sonntag, 19. Februar.

Das Stück greift die Themen Verführung und Verführbarkeit, Kampf und Anerkennung, Liebe und Verständnis auf. Im Mittelpunkt stehen fünf Jugendliche, die dieselbe Schule besuchen. Auf dem Weg des Erwachsenwerdens kämpfen sie um Identität und Akzeptanz.

Als ein junges Paar von einer Chemielehrerin beim harmlosen Liebesspiel erwischt und zusammengestaucht wird, empören sich die jungen Leute über die Doppelmoral der Lehrerin. Sie ist verheiratet und hat ein Verhältnis, von dem nur die Schüler wissen. Im Zeitalter von Internet, Facebook und Twitter lässt sich doch daraus etwas machen. Mit Mut und Courage nehmen die Helden ihr Schicksal in die Hand.

„Am Bildschirm Licht“ ist ein Stück über die schäbigen und die großen Momente des Menschen, inszeniert im Mikrokosmos Schule. Geschrieben hat es der Athener Prosa- und Theaterautor Vangelis Hatziyannidis. Es ist sein erstes Jugendstück, das im Auftrag des Onassis Cultural Center Athen entstand und dort uraufgeführt wurde. Vangelis Hatziyannidis wird bei der Berlin-Premiere anwesend sein.

In Szene gesetzt wird das Stück vom Jugend-Ensemble des Schlosspark Theaters YAS unter Regie vom Theaterpädagogen und Ensemble-Leiter Stefan Kleinert. Das YAS präsentiert seit der Spielzeit 2015/2016 am Schlosspark Theater sowie an anderen Spielstätten im Bezirk professionelles Amateurtheater.

Die knapp 30-köpfige Theatergruppe hatte bislang große Theaterklassiker wie unter anderem Goldonis „Mirandolina“, Kleists „Der zerbrochene Krug“ oder Shakespeares „König Lear“ im Repertoire. Zum ersten Mal wagt sich das junge Ensemble nun an ein aktuelles Jugendstück. Die besondere Schwierigkeit liege darin, trotz der geringen Altersdifferenz zu den „gleichaltrigen“ Figuren glaubwürdige Charaktere zu schaffen, so Regisseur Stefan Kleinert.

Karla Rabe

 

Am Bildschirm Licht – Diablog.eu

09. Februar 2017

Deutschland-Premiere von Vangelis Hatziyannidis' Jugendstück

Griechisches Jugendtheater in Berlin: Am 19. Februar 2017 hat Vangelis Hatziyannidis´ Stück „Am Bildschirm Licht“ in Anwesenheit des Autors Deutschland-Premiere, übersetzt von Martin Scharnhorst. Bea Persigehl hat die Theatergruppe für diablog.eu bei den Proben am YAS Junges Schlossparktheater in Berlin-Steglitz besucht.

Dem Autor Vangelis Hatziyannidis kommt das Verdienst zu, als erster Dramatiker in Griechenland ein Jugendstück geschrieben zu haben. Was in Deutschland in den Siebziger-Jahren von Grips & Co. erkämpft wurde und heute als Bildungs- und Unterhaltungsangebot für Jugendliche nicht mehr wegzudenken ist, war in Griechenland bis vor einigen Jahren nicht existent. Erst als das Onassis Cultural Center in Athen Schreibaufträge vergab, kam das Jugendtheater in Bewegung. Hatziyannidis erhielt als erster Dramatiker den Stückauftrag für ein Jugendstück, 2012 wurde „Am Bildschirm Licht“ im Onassis Cultural Center uraufgeführt.

YAS (Youth Adult Stage) ist das Jugendtheater des Schlosspark Theaters in Steglitz. Seit Juli 2015 proben und spielen Schüler, Studenten und junge Erwachsene hier Theaterstücke unter der Leitung des Schauspielers, Theaterpädagogen und Regisseurs Stefan Kleinert. Zuvor hatte dieser bereits mehrere Jahre das JUST (Junges Ensemble des Theater im Palais) geleitet und dort große Erfolge vor allem mit der Inszenierung klassischer Stücke gefeiert.

Für diablog.eu folgte ich einer Einladung Stefan Kleinerts und hatte das Glück, einer Probe der neusten Inszenierung beiwohnen zu dürfen. Auf der Probebühne traf ich die fünf Hauptdarsteller und den Regisseur. Geprobt wurde das Stück „Am Bildschirm Licht“ von Vangelis Hatziyannidis. In der Übersetzung von Martin Scharnhorst hat die deutsche Erstaufführung am 19. Februar 2017 Premiere, zu der auch der Autor anreisen wird.

Fünf Jugendliche besuchen dieselbe Schule. Das Stück zeigt sie auf dem Weg zum Erwachsenwerden, ihr Ringen um Anerkennung und ihre Suche nach Identität. Über ein Geheimnis ihrer Lehrerin, das zu bewahren oder zu verraten sie herausfordert, lernen sie eine Lektion fürs Leben: die Verführbarkeit der Macht und die Verantwortung jedes einzelnen.

Das mit dem Publikumspreis des Heidelberger Stückemarktes 2013 ausgezeichnete Stück wurde von der Theaterleiterin Evangelia Sonntag an das Jugendtheater herangetragen. Auf Grund seiner Aktualität und dem verbindenden Element Schule – dem Mikrokosmos, in dem das Stück angesiedelt ist – war es geradezu wie geschaffen für das Jugendtheater und fand großen Zuspruch bei Regisseur und Darstellern.

Da die Textvorlage kaum Regieanweisungen vorgibt, war es bei der Erarbeitung besonders notwendig, sich den schwierigen und komplexen Charakteren anzunähern und diese zu analysieren. Dies lässt zudem einen großen Freiraum für Interpretation zu. Auch der Autor, mit dem die Gruppe in Kontakt steht, vertraut dabei auf das Geschick des Regisseurs.

Vier Szenen konnte ich mir an diesem Nachmittag anschauen. Schon dabei zeigte sich, dass der Anspruch sowohl des Regisseur als auch der Schauspieler sehr hoch ist. Sehr professionell wirkte, wie am kleinsten Detail gefeilt wurde, um noch authentischer zu sein. Auffällig ist der ausgeprägte Jugendjargon der Hauptfiguren in Stück, der in der Übersetzung aus dem Griechischen durchkommt. Hier bedarf es des Fingerspitzengefühls von Stefan Kleinert, um die Poesie des Textes zu erhalten und in den Proben entsprechend an deutschsprachige Verhaltensweisen anzupassen. Zu viele kolloquiale Wendungen (man denke an das berühmte „Malaka“) würden den Gesamteindruck trüben. Damit geht man im Deutschen sparsamer um.

Im Stück wird eine Brücke geschlagen zwischen der magischen Verführungskraft der sozialen Medien und dem Kampf um Anerkennung und Liebe in der Lebensrealität. Es geht um Liebe zwischen Schülern, aber auch um Erpressung einer Lehrerin mittels moderner Medien. Ein spannendes Episodenstück ist im Entstehen begriffen und das Ensemble wirkt sehr harmonisch, obwohl es zum ersten Mal in dieser Besetzung zusammen agiert.

Im Gespräch mit den Darstellern im Alter von 17 Jahren bis ins jugendliche Erwachsenalter erzählten sie von der intensiven Arbeit an den Charakteren, die zum Teil sehr gegensätzlich zur eigenen Person sind. Und immer wieder kam die Begeisterung zum Durchbruch über die Führung und Anleitung des Regisseurs, der es mit seiner ruhigen Art schafft, die verschiedensten Facetten der Figuren herauszuarbeiten und den Jugendlichen zu helfen, den eigenen hohen Ansprüchen zu genügen.